Gewässerschutz

Spurenstoffzentrum des Bundes nimmt Arbeit auf

25. März 2021 | Bericht

Seen, Flüsse und Küstengewässer wirksamer vor Spurenstoffen, die aus Medikamenten, Haushalts- und Industriechemikalien oder Pflanzenschutzmitteln stammen können, ist das Ziel der Spurenstoff-Strategie des Bundes. Jetzt hat das Bundesumweltministerium Ergebnisse der Pilotphase vorgestellt: So wird beim Umweltbundesamt ein „Spurenstoffzentrum des Bundes“ gegründet. Der VCI erhofft sich davon besonders eine unabhängige Begleitung der Aktivitäten im Rahmen der künftigen Spurenstoffstrategie. Außerdem ist damit eine organisatorische Entlastung der Runden Tische verbunden.

In den vergangenen Jahren ist die Belastung der Gewässer mit Chemikalien durch gemeinsame Anstrengungen von Industrie, Kommunen und Behörden stark reduziert worden. - Foto: © Ipictures - stock.adobe.com
In den vergangenen Jahren ist die Belastung der Gewässer mit Chemikalien durch gemeinsame Anstrengungen von Industrie, Kommunen und Behörden stark reduziert worden. - Foto: © Ipictures - stock.adobe.com

Das neue Spurenstoffzentrum mit Sitz in Leipzig wird in den kommenden Monaten sukzessive seine Arbeit aufnehmen und mit einem Expertengremium weitere relevante Spurenstoffe identifizieren. Mit Herstellern und der Wasserwirtschaft sollen an Runden Tischen weitere Maßnahmen vorgeschlagen werden, um die Einträge in Gewässer zu reduzieren und die Bundesländer bei der Einführung einer 4. Klärstufe in Kläranlagen zu beraten. Zum Aufgabenportfolio des Spurenstoffzentrums gehört auch, die Forschung im Bereich der Spurenstoffe weiter voranzutreiben und einen strukturierten Informationsaustausch zwischen Ländern, Kommunen, Kompetenzzentren und Hochschulen hinsichtlich quellenorientierter und nachgeschalteter Minderungsmaßnahmen zu entwickeln.

Belastung der Gewässer stark zurückgegangen

In den vergangenen Jahren ist die Belastung der Gewässer mit Chemikalien durch gemeinsame Anstrengungen von Industrie, Kommunen und Behörden stark reduziert worden. Dieser Erfolg und die Leistungsfähigkeit moderner analytischer Methoden haben dazu geführt, dass der Blick inzwischen auf verbliebene kleinste stoffliche Verunreinigungen in Flüssen und Seen fällt.

Nach Auffassung des VCI müssen die aktuelle Diskussion und eine wissenschaftliche Bewertung zeigen, ob diese kleinsten Verunreinigungen nur „unerwünscht“ sind oder tatsächlich eine Gefahr für den Menschen oder die aquatische Umwelt sind. Die Branche sei bereit, ihren Teil der gesellschaftlichen Verantwortung zu tragen. „Wenn Stoffe zu Problemen für den Menschen oder die aquatische Umwelt führen, muss gehandelt werden – der wissenschaftliche Nachweis einer Gefahr ist die notwendige Grundlage dafür“, unterstreicht der Chemieverband. Gleichzeitig müssen bei der Diskussion über Risiken einzelner Stoffe auch der Nutzen des Stoffes für die Gesellschaft in der jeweiligen Verwendung gegeneinander abgewogen werden. Sehr deutlich wird dies in der aktuellen Kontroverse um pharmazeutische Wirkstoffe. Eine alleinige Risikoanalyse ohne Bewertung des Nutzens für die Gesellschafft bleibt unvollständig.

Hintergrund

In der nun abgeschlossenen Pilotphase zur Spurenstoffstrategie hat ein 15-köpfiges Expertengremium aus Vertretern von Bundes- und Landesbehörden, Industrie, Umweltverbänden, Wissenschaft, Apothekern und Wasserwirtschaft einige relevante Spurenstoffe identifiziert. Zu drei relevanten Spurenstoffen Benzotriazol, Diclofenac und jodierte Röntgenkontrastmittel wurden durch die Hersteller und -Verbände Runde Tische eingerichtet, um hier konkrete Minderungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Die Länder haben einen Orientierungsrahmen für nachgeschaltete Maßnahmen zur Spurenstoffelimination angewendet und zahlreiche Kläranlagen identifiziert, bei denen eine 4. Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination sinnvoll sein kann. Unterstützt wurde die Pilotphase durch ISI Fraunhofer und dem Team der IKU-Dialoggestalter.


Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Dr. Thomas Kullick

Kontaktperson

Dr. Thomas Kullick

Anorganische Schwefelverbindungen, Boden- und Gewässerschutz