30. Januar 2019 | Bericht
In der EU gelten zusätzlich zu nationalen Vorschriften viele Regulierungen für nahezu alle Produkte, Lebensbereiche und Aspekte der industriellen Produktion. Insbesondere die Chemie- und Pharmabranche setzt mit REACH eines der komplexesten Regelwerke um. Für die betroffenen Unternehmen kommt es darauf an, dass dabei sowohl die hohen Sicherheits- und Umweltschutzanforderungen als auch der damit verbundene hohe Aufwand sowie die internationalen Wettbewerbsbedingungen berücksichtigt werden.
Die EU-Chemikalienverordnung REACH regelt seit 2007 die Registrierung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien und wird schrittweise bis 2020 umgesetzt. Wichtige Meilensteine wurden bereits erreicht: Bis dato liegen fast 92.000 Registrierungen für etwa 22.000 Stoffe vor. Deutsche Firmen haben dabei häufig die Führungsrolle und gemeinsam mit den Behörden an vielen positiven Entwicklungen bei der Datenlage und den anspruchsvollen REACH-Prozessen mitgewirkt. Erst im März 2018 stellte die EU-Kommission fest, dass die Verordnung insgesamt gut funktioniert und geeignet ist, die angestrebten Ziele zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt zu erreichen. Doch der Arbeitsaufwand wird voraussichtlich weiterhin hoch bleiben.
Damit alle Beteiligten im weiteren Prozess möglichst gute Ergebnisse erzielen können und zugleich unnötige Belastungen vermieden werden, empfiehlt die Branche:
Zusammenarbeit intensivieren
Die Behörden sollten die Unternehmen mit praxisgerechten und möglichst einfachen Verfahren unterstützen und Unsicherheiten bei der REACH-Umsetzung in einem fairen und transparenten Dialog lösen. Nur so lassen sich eventuelle Missverständnisse ausräumen – und ungerechtfertigte Pauschalvorwürfen an den eingereichten Registrierungsdossiers, wie sie im Herbst 2018 geäußert wurden, vermeiden.
Mittelstand unterstützen
Besonders kleine und mittlere Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern verfügen nur begrenzt über interne Experten für die komplexen Anforderungen von REACH. Sie sind auf Vereinfachungen beim Bewertungsverfahren, bei der Erstellung von Sicherheitsdatenblättern sowie auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Hilfen angewiesen. Unter anderem fehlen ihnen bislang direkte Ansprechpartner bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA.
Industrie einbeziehen
Derzeit werden immer mehr für die Chemieindustrie wichtige Stoffe, zum Beispiel Lösemittel und Katalysatoren, als Kandidaten für das Zulassungsverfahren identifiziert. Mit einer Zulassungspflicht verbunden sind Rechts- und Planungsunsicherheit, steigende Kosten und nicht zuletzt Wettbewerbsnachteile für in der EU hergestellte Produkte. Zudem ist geplant, alle relevanten „besonders besorgniserregenden Stoffe“ in REACH oder sonstige Zulassungsverfahren zu bringen. Bei der Auswahl der Stoffe sowie bei der Entscheidung über das geeignete Verfahren sollte die Industrie eng einbezogen werden.
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie engagiert sich stark in den REACH-Prozessen. Der VCI begleitet seine Mitgliedsfirmen mit vielen Unterstützungsangeboten bei der Umsetzung.
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