Stärkung der Kreislaufwirtschaft

Fortschritte beim chemischen Recycling

11. Oktober 2021 | Information

Seit unserem letzten Update im April 2021 zum Stand der Dinge beim chemischen Recycling hat sich einiges getan.

Chemisches Recycling ergänzt die mechanischen Verfahren, die insbesondere bei vermischten und verschmutzten Plastikabfällen an Grenzen geraten. © Pavel/stock.adobe.com
Chemisches Recycling ergänzt die mechanischen Verfahren, die insbesondere bei vermischten und verschmutzten Plastikabfällen an Grenzen geraten. © Pavel/stock.adobe.com

Positive Neuigkeiten sind bei Forschungsprojekten, unter anderem mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), zu vermelden. Auch jüngste Studienergebnisse sind vielversprechend und machen Hoffnung auf einen Durchbruch bei der Förderung der Technologien. Für die chemische Industrie stellt chemisches Recycling einen wesentlichen Beitrag zur zirkulären Wirtschaft dar und hilft dabei, das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen.

Wichtiges Etappenziel in der Forschungsförderung

In Deutschland werden derzeit über 50 Prozent der Plastikabfälle energetisch verwertet und gehen damit als stoffliche Ressource zur Herstellung neuer Produkte verloren. Chemische Recyclingverfahren haben das Potenzial, die gängigen mechanischen Verfahren zu ergänzen, die insbesondere bei vermischten und verschmutzten Plastikabfällen an Grenzen geraten. Für die chemische Industrie bietet sich außerdem für ihre Produktion die Chance, den Einsatz fossiler Rohstoffe durch sekundäre zu ersetzen.

Viele Technologien im Bereich des chemischen Recyclings befinden sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Für ihren industriellen Einsatz sind aber in bestimmten Bereichen noch diverse Herausforderungen zu bewältigen. Deshalb bereiten der VCI und PlasticsEurope Deutschland (PED) gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen und Partnern aus der Wissenschaft unter anderem ein Kooperationsprojekt mit dem BMBF vor.

Ein erster Erfolg ist nun geschafft: Das Konsortium aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette hat den Zuschlag für die Förderfähigkeit für ein BMBF-gefördertes Projekt im Rahmen von KuRT (Kunststoff-Recyclingtechnologien) erhalten. Ziel ist es, für universelle chemische Recyclingverfahren mittels Pyrolyse den Sprung auf eine skalierfähige Technologie für gemischte Kunststoffabfälle zu schaffen. Das etwa vierjährige Projekt ist für Interessenten aus Industrie und Wissenschaft weiter offen.

Studienergebnisse weisen den Weg

Wichtig für die Auswahl der geeigneten Recyclingtechnologie für Mischabfälle aus Kunststoffen und für die Festlegung geeigneter politischer Rahmenbedingungen sind Vergleiche zur Ökobilanz der Verfahren über so genannte Lebenszyklusbewertungen. Dabei sehen die bisherigen Ergebnisse für chemische Recyclingverfahren unter Berücksichtigung spezifischer Abfallqualitäten und Technologiebedingungen im Vergleich zu mechanischen gut aus. Chemische Recyclingverfahren schneiden in diesem Rahmen besser ab in Bezug auf die Recyclingkosten und die Kohlenstoffeffizienz. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Publikation des renommierten KIT.

Die Studie zeigt, dass mechanische und chemische Recyclingverfahren mit vergleichbaren Treibhausgaspotenzialen und Energieverbräuchen betrieben werden können. Einer der Einflussfaktoren sind etwa die eingesetzten Abfallströme. Bis zu 2 Millionen t Kunststoffabfälle können so zusätzlich im Kreislauf geführt werden. Die besten Resultate erzielen Kombinationen von mechanischen und chemischen Verfahren.

Richtige Weichen stellen

Um auch künftig chemisches Recycling voranzubringen muss weiter geforscht werden. Deshalb haben VCI und PED gemeinsam mit DECHEMA und BKV forschungspolitische Empfehlungen erarbeitet. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Wasserstofftechnologien und chemischem Recycling bestehen demnach neue Chancen in dem Forschungsfeld.

Das gemeinsame Papier gibt Anregungen zur Initiierung von Programmen der Bundesministerien und für Aktivitäten der beteiligten Organisationen und ihrer Mitglieder. Ein Fokus muss dabei auf Demonstrations- und Pilotanlagen liegen, insbesondere um die Praxisfähigkeit zu demonstrieren. Außerdem soll die Möglichkeit zur Realisierung von „Reallaboren“ geprüft werden, mit denen notwendige Rahmenbedingungen in begrenztem Umfang getestet werden könnten.

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 Matthias Belitz

Kontaktperson

Matthias Belitz

Bereichsleitung Nachhaltigkeit, Energie und Klimaschutz

Dr. Martin Reuter

Kontaktperson

Dr. Martin Reuter

Energie- und Materialforschung, Forschungs- und Technologiepolitik