Nationaler Wasserdialog

Die Zukunft des Wassers in Deutschland

14. Juli 2023 | Information

Noch kann man von struktureller Wasserknappheit in Deutschland nicht sprechen. Doch der Klimawandel hinterlässt Spuren. Hohe Temperaturen, lange Trockenphasen und konkurrierende Nutzung haben vergangene Sommer bereits geprägt. Bundesumweltministerium und Experten haben im Nationalen Wasserdialog Empfehlungen erarbeitet, damit die Versorgung mit Wasser künftig gesichert ist. Der VCI bewertet diesen Dialog als sehr konstruktiv; erwartet aber, dass auch die Interessen der Branche berücksichtigt werden.

 Ein konstruktiver Wasserdialog passt zum Fokus auf Nachhaltigkeit und die Einbeziehung des Klimawandels in die strategische Ausrichtung der chemisch-pharmazeutischen Industrie. © Marcus Retkowietz - stock.adobe.com
Ein konstruktiver Wasserdialog passt zum Fokus auf Nachhaltigkeit und die Einbeziehung des Klimawandels in die strategische Ausrichtung der chemisch-pharmazeutischen Industrie. © Marcus Retkowietz - stock.adobe.com

Nach zwei Jahren intensiver Beratungen hat das Bundesumweltministerium (BMU) den Nationalen Wasserdialog abgeschlossen, der sich mit der Wasserwirtschaft der Zukunft beschäftigt. Mehr als 200 Fachleute aus Industrie, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft erkundeten, wie Länder und Kommunen künftig besser mit klimabedingter Wasserknappheit umgehen können und wie deutschlandweit der natürliche Wasserhaushalt erhalten und geschützt werden kann. Ergebnis des Dialogs sind 16 „Kernbotschaften“ an die Politik. Diese Empfehlungen sollen nun in die nationale Wasserstrategie einfließen, die das Bundesumweltministerium vorgestellt hat.

Wasserhierarchie: Auch chemisch-pharmazeutische Industrie betroffen

„Eine gute Atmosphäre und konstruktive Zusammenarbeit zeichnete den Dialogprozess aus“, unterstreicht Ellen Dhein, Vorsitzende der VCI-Projektgruppe Spurenstoffe. Sie regt daher an, diese Debatte fortzusetzen, um zu wichtigen Fragen greifbare Lösungen zu entwickeln. „Nutzungskonflikte aufgrund des Klimawandels werden auch in einem Land wie Deutschland, dass nicht zu den klassischen wasserknappen Regionen der Welt zählt, vermehrt auftreten. Daher sind Formate wie das Wasserforum auch in Zukunft wichtig, um die relevanten Stakeholder an einen Tisch zu holen“. Denn auch die chemische Industrie werde von den Konsequenzen einer geplanten „Wasserhierarchie“ sowie der weiteren geplanten Reduktion von Schadstoffen in Gewässern betroffen sein. Daher müsse die industrielle Nutzung der Gewässer ebenfalls sichergestellt sein, betont der VCI.

Auch wenn Deutschland noch weit von einem Wassernotstand entfernt ist, hält das BMUV klare Regeln in Form einer „Wasserhierarchie“ für notwendig, um den Klimawandel und seine Folgen zu bewältigen. Die Bundesumweltministerin möchte daher Prioritäten für die Nutzung von Grund- und Oberflächengewässern einführen. Schließlich könne auch in Deutschland das Wasser knapp werden. So geschehen in Steinbach, einer kleinen Taunusgemeinde bei Frankfurt. Hier durften Bürger beispielsweise ihren Rasen nicht mehr bewässern oder Schwimmbecken befüllen.

Stoffeinträge in Gewässer vermeiden

Als große Herausforderung bezeichnete das BMUV auch die Schadstoffbelastungen der Gewässer. Hier heißt eine der Kernbotschaften des Nationalen Wasserdialogs: Stoffeinträge vermeiden und mindern sowie die europäische Null-Schadstoff-Strategie umsetzen. Hierzu sagt Dhein: „Als gutes Beispiel sehe ich hier den inhaltlich eng angebundenen Spurenstoff-Dialog. Dort wird über Runde Tische, zum Beispiel zu Röntgenkontrastmitteln, mit allen relevanten Anspruchsgruppen nach konkreten Lösungsansätzen gesucht.“

Weitere Kernbotschaften des Dialogs

  • Strategische Ansätze und neue Finanzierungskonzepte für Investitionen in kommunale Wasserinfrastruktur entwickeln. Die Politik ist hier gefordert und muss gegebenenfalls die kommunale Selbstverwaltung in Frage stellen. Eine Querfinanzierung der kommunalen Wasserwirtschaft über eine Abwasserabgabe der Industrie oder eine Produktabgabe lehnt der VCI ab.
  • Wassernutzungskonflikte frühzeitig, flexibel und nachhaltig lösen. Der VCI erwartet, dass die Politik hier einen langfristig ausgelegten Handlungsrahmen für alle Stakeholder schafft.
  • Rahmenbedingen für eine „erweiterte Herstellerverantwortung in der Wasserpolitik“ (EPR) schaffen. Der EPR-Gedanke, der aus dem Abfallbereich kommt (z.B. Altbatterierücknahme etc.), wurde in der Überarbeitung der Kommunalabwasser Rili, die auf EU-Ebene läuft, integriert. Dies sorgt für kontroverse Diskussionen zwischen chemisch-pharmazeutischer Industrie und der Politik.

Mit ihrem Innovationspotenzial kann und will die chemisch-pharmazeutische Industrie einen wichtigen Teil zur Lösung der anstehenden Probleme leisten. Darum ist die Fortführung eines konstruktiven Dialogs ganz in ihrem Sinne. Es passt auch für die Branche zu ihrem Fokus auf Nachhaltigkeit und die Einbeziehung des Klimawandels in ihre strategische Ausrichtung.

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Dr. Thomas Kullick

Kontaktperson

Dr. Thomas Kullick

Anorganische Schwefelverbindungen, Boden- und Gewässerschutz