VCI-Positionspapier

Das Konzept von Reallaboren verbessern

15. März 2022 | Position

Der VCI hat seine Argumente zu „Reallaboren der Energiewende“ in einem neuen Positionspapier zusammengefasst.

Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die Energiewende. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert mit Reallaboren zum Beispiel die Herstellung von grünem Wasserstoff. © SmirkDingo - stock.adobe.com
Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die Energiewende. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert mit Reallaboren zum Beispiel die Herstellung von grünem Wasserstoff. © SmirkDingo - stock.adobe.com

Grundsätzlich ist das „Realexperiment“, also das Experimentieren in Anlagenverbünden im großindustriellen Maßstab, in der Industrie nicht neu. Allerdings ist die Bedeutung von Demonstrationsprojekten, realitätsnahen Technologietests und der Erprobung neuer Konzepte aufgrund der komplexen Aufgaben in den letzten Jahren stetig gewachsen. Das gilt besonders für die Energiewende und die damit notwendige Kopplung der Energiesektoren und der Integration zunehmend volatil erzeugten Stroms.

Experimentieren in systemischen technologischen Tests unter realen Bedingungen an Industriestandorten bietet Vorteile: In einem technologieoffenen Umfeld wird so ermöglicht, nach den technisch und ökonomisch effizientesten Lösungen erfolgreich suchen zu können und diese Lösungen bezüglich ihrer ökonomischen Umsetzbarkeit zu validieren. Solche Projekte werden „Reallabore“ genannt. Sie sind ein wichtiges Instrument, um Innovationen in den großtechnischen Maßstab im Rahmen komplexer Produktions- und Energieversorgungssysteme zu überführen.

Förderung noch unbefriedigend

Reallabore der Energiewende sind ein Förderformat der Bundesregierung, das sie in ihrem 7. Energieforschungsprogramm von 2018 eingeführt hat. Die Erfahrungen haben aber gezeigt, dass die konkrete Ausgestaltung in der Praxis die Erwartungen der potenziellen Projektnehmer nicht erfüllen konnte. Der VCI schlägt daher konkrete Änderungen der Verfahrensabläufe für Reallabor-Projekte vor. So kommt es darauf an, dass das Projektmanagement mit oder ohne Fördermaßnahmen agil und effektiv gestaltet werden kann. Ein wichtiges Element des Reallabor-Konzepts ist auch die Experimentierklausel zur Unterstützung des „regulatorischen Lernens“. Dies dient der Anpassung von Gesetzen, Verordnungen und Regularien, die noch nicht an neue, komplexe, spartenübergreifende technologische Herausforderungen angeglichen worden sind.

Weiter spricht sich der VCI für die Einrichtung von Experimentierräumen aus. Darunter versteht man geschützte Räume im Rahmen von Projekten, in denen regulative Bedingungen zeitweilig und in Abhängigkeit von den Anforderungen des Technologieprojektes außer Kraft gesetzt oder angepasst werden können.

Die Industrie erwartet von Reallaboren eine deutliche Beschleunigung der Entwicklung von Forschungsprojekten. Das vorliegende Konzept zum Reallabore-Gesetz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima bietet einen guten Ausgangspunkt. Allerdings ist eine Ausdehnung des Konzeptes, das momentan stark auf digitale Projekte fokussiert, auf weitere Transformationsfelder zwingend erforderlich. Dazu zählen Vorhaben zur Energiewende, zur zirkulären Wirtschaft und zum chemischen Recycling. Auch regt der VCI an, die Diskussion zur Förderrichtlinie „Reallabore der Energiewende“ fortzuführen, damit diese den Anforderungen der Industrieunternehmen für wichtige Transformationsprojekte entspricht.

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Dr. Martin Reuter

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Dr. Martin Reuter

Energie- und Materialforschung, Forschungs- und Technologiepolitik