Chancen und Risiken eines vieldiskutierten Instrumentes

„Product Carbon Footprint": Position des VCI

18. Oktober 2012 | Position

Langfassung zu diesem Dokument

Rund 40 Prozent trägt der private Konsum in Deutschland zu den jährlichen Pro-Kopf-Emissionen an Treibhausgasen bei. Ein Label zum Klimabeitrag eines Produktes scheint daher auf den ersten Blick eine Möglichkeit zur Verbraucherlenkung in Richtung Klimaschutz zu sein. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber das Risiko der Verbrauchertäuschung und der Fehllenkung.

Hintergrund

Unter den politisch diskutierten Umweltthemen steht der Klimaschutz derzeit im Fokus. Die EU sieht sich als klimaschutzpolitischen Vorreiter und hat sich daher ein ambitioniertes Minderungsziel auferlegt: Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2020 um -20 Prozent im Vergleich zu den historischen Emissionen des Jahres 1990 sinken. Dieser politische Treiber des Themas trifft auf einen Konsumentenmarkt, der sich aufgeschlossen für Marketing mit ökologischen Argumenten zeigt. Aus diesem Grund sind Instrumente zur Bewertung des Treibhausgaspotentials von Produkten und Dienstleistungen für den Markt von Interesse. Rund 40 Prozent trägt der private Konsum in Deutschland laut Umweltbundesamt zu den jährlichen Pro-Kopf-Emissionen bei. Es wird davon ausgegangen, dass informierte Entscheidungen des Verbrauchers dazu beitragen können, die konsumbedingten pro-Kopf-Emissionen zu senken. Dazu ist das Instrument „Product Carbon Footprint“ (PCF) als Lösungsbeitrag in den Fokus gerückt:

Ein PCF beziffert die Emissionen von Treibhausgasen, die ein Produkt während seines gesamten Lebensweges verursacht. Zahlreiche Initiativen auf internationaler und nationaler Ebene haben sich zum Ziel gesetzt, Methoden oder Empfehlungen zur Berechnung oder Kommunikation eines PCFs zu entwickeln bzw. zu harmonisieren.

Es stellt sich nun die Frage, ob der PCF tatsächlich ein geeignetes Instrument ist, um die Klimawirksamkeit von Waren und Dienstleistungen zu bestimmen, zu bewerten und zu kommunizieren.

Das Fazit des VCI

Der VCI hält den (PCF) für die Kommunikation mit dem Endverbraucher für ungeeignet. Eine Produktkennzeichnung mit einem Zahlenwert oder gar ein Vergleich der CO2-Fußabrücke verschiedener Hersteller ist kein zuverlässiges Instrument für die Kaufentscheidung von Endkonsumenten. Die Gründe dafür sind vielfältig: methodische Schwierigkeiten, Datenstreubreiten, Annahmen für die Nutzenphase beim Verbraucher sowie wechselnde Parameter entlang der Lieferkette bei der Berechnung des PCFs.

Insgesamt beurteilt der VCI den Nutzen von PCFs zurückhaltend. Der größte Nutzen des „Product Carbon Footprinting" liegt in der Optimierung von Produkten entlang des Produktlebensweges. Der Prozess des „Product Carbon Footprintings" kann Unternehmen unterstützen, Transparenz über ihre Treibhausgasemissionen entlang ihrer Produktions- und Wertschöpfungskette zu erlangen und sinnvolle Reduktionspotenziale – z.B. bereits bei der Forschung und Entwicklung neuer Produkte - zu identifizieren. Zwischen Herstellern und Zulieferern von Endprodukten werden bereits Daten wie der PCF ausgetauscht und kommuniziert, ohne dass es dafür gesetzlicher Vorgaben oder gar einer verpflichtenden Kennzeichnungsregelung bedarf.

Das vollständige, vierseitige Positionspapier des VCI zum Thema "Product Carbon Footprint" finden Sie im Downloadbereich im Kopf dieser Seite.

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Dr. Tina Buchholz

Kontaktperson

Dr. Tina Buchholz

Abteilungsleitung Energie, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft