Für treibhausgas- neutrale Chemie

30. Juni 2020 | Bericht

Die deutsche Chemieindustrie gehört zu den Grundpfeilern der deutschen Industrie. Die Branche stellt vor allem wichtige Basis- und Vorprodukte her, die in allen anderen Industriezweigen benötigt werden, aber auch viele Endprodukte, die Verbraucher kennen, wie etwa Waschmittel, Farben und Lacke oder Klebstoffe. Als umsatzbezogen drittgrößte Industriebranche Deutschlands steuert die Chemie rund 200 Milliarden Euro Umsatz jährlich zur nationalen Wertschöpfung bei und beschäftigt über 460.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit meist hoher Qualifikation.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie bekennt sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und zum Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050. - Bild: © animaflora/Fotolia.com
Die chemisch-pharmazeutische Industrie bekennt sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und zum Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050. - Bild: © animaflora/Fotolia.com

Die Chemieindustrie ist aber auch im Klimaschutz eine Schlüsselbranche: Einerseits durch ihre Produkte, die vielfach helfen, Treibhausgase in vielen Bereichen zu mindern und Energie einzusparen. Andererseits ist sie aber auch ein bedeutender Verursacher von Treibhausgasen. In Zahlen ausgedrückt betragen die jährlichen direkten (Prozess-) Emissionen der Branche rund 33 Mio. t CO2-Äquivalente, die indirekten Emissionen vor allem aus dem Strombezug rund 23 Mio. t CO2-Äquivalente. Das sind etwa 7 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Zudem verantwortet die Branche Emissionen, die aus dem Kohlenstoffgehalt ihrer Produkte stammen – das sind weitere rund 57 Mio. Tonnen CO2.

Die Branche ist sich ihrer Verantwortung für Klima, Umwelt und Gesellschaft bewusst. Die chemisch-pharmazeutische Industrie bekennt sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und zum Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050. Über die Teilnahme am EU-Emissionshandel sowie durch ihre Produkte (bspw. Silizium für Photovoltaik, Rotorblätter für Windkraft, Dämmung, Leichtbau) trägt die chemisch-pharmazeutische Industrie aktiv zum Klimaschutz bei. Durch effizientere Prozesse und eine CO2-ärmere Energieversorgung konnte die deutsche Chemie von 1990 bis 2018 die Treibhausgasemissionen aus Energieeinsatz und Prozessen bei einem Produktionsanstieg von 76 Prozent um 51 Prozent senken. Um eine Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen, genügen weitere Effizienzverbesserungen allein aber nicht. Notwendig sind vielmehr große Investitionen in neue Technologien und Anlagen. Die chemische Industrie will auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Treibhausgasreduktionen zu erreichen, ohne dabei an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.

Aus diesem Grund hat sich die deutsche Chemie bereits 2019 in ihrer „Roadmap“ mit der eigenen Strategie für den Klimaschutz auseinandergesetzt. In der Roadmap hatten DECHEMA und FutureCamp für den VCI untersucht, ob und wie die Chemie bis 2050 Treibhausgasneutralität erreichen kann. Das Ergebnis: Technologisch ist es möglich. Aber um tatsächlich eine treibhausgasneutrale Chemie zu verwirklichen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Vor allem braucht es hohe Mengen an erneuerbarem Strom zu einem sehr günstigen Preis. Nur dann kommen die Investitionen in die neuen Technologien überhaupt zustande.

Wie die Rahmenbedingungen passend ausgestaltet werden können, soll die Plattform Chemistry4Climate klären, die der VCI gemeinsam mit dem Projektpartner VDI eingerichtet hat. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup sagte zum Startschuss Anfang März: „Technologisch verfügen wir über eine klare Perspektive für unsere Branche, aber damit alleine kommen wir nicht weiter. Wie soll zum Beispiel die gewaltige Kapazität erneuerbarer Energien aufgebaut und gleichzeitig die Stromversorgung für die Unternehmen zu einem bezahlbaren Preis sichergestellt werden? Auf der Plattform ‚Chemistry4Climate‘ wollen wir zu solchen Fragen Lösungsvorschläge erarbeiten.“ Die Ergebnisse der Plattform werden auch für andere Branchen relevant sein.

In einer ersten Phase soll von September bis Dezember 2020 die Grundlage für die Arbeit der Plattform gelegt werden. Hierzu kommen unterschiedliche Stakeholder aus den Bereichen Chemie, Energie, Maschinenbau, zirkuläre Wirtschaft, Öffentlichkeit und Politik/Regulierer zusammen. Sie klären die Ausgangsbasis und die Datenlage und formulieren konkrete Arbeitsaufträge für die Plattform. Die zweite Phase von Chemistry4Climate beginnt Anfang 2021. Hier soll ein größerer Kreis von bis zu 80 Stakeholdern eingebunden werden, die in mehreren Arbeitsgruppen Vorschläge, Handlungsempfehlungen und Lösungen erarbeiten sollen. Chemistry4Climate ist für eine Dauer von fünf Jahren ausgelegt. Die Arbeit soll in jährlichen „reviews“ überprüft werden, um zu beobachten, ob die Plattform auf dem richtigen Weg ist. Für die Organisation von Chemistry4Climate wird eine eigene Geschäftsstelle eingesetzt.

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 Jürgen Udwari

Kontaktperson

Jürgen Udwari

Pressesprecher Energie, Klimaschutz und Rohstoffe