ACHEMA 2018

Digitalisierung ist ein Gestaltungs­thema

27. Juni 2018 | Bericht

Bei der ACHEMA 2018 haben über 3.700 Aussteller aus 55 Ländern Mitte Juni die neuesten Ausrüstungen und Verfahren für die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie gezeigt. Rund 145.000 Besucher konnten die Veranstalter begrüßen. Beim parallel stattfindenden Kongress veranstaltete der VCI eine Session zur Frage, wie Digitalisierung in der chemisch-pharmazeutischen Industrie aussehen kann.

Roboter können beim Entladen und Konfektionieren von Paletten helfen. - Foto: © VCI/Claas
Roboter können beim Entladen und Konfektionieren von Paletten helfen. - Foto: © VCI/Claas

Digitalisierung hat in der Chemiebranche verschiedenste Facetten. Das wurde auf der VCI-Session beim diesjährigen ACHEMA-Kongress deutlich. Fünf Referenten stellten hier unterschiedliche Anwendungsfelder vor. Den Auftakt machte Wolfgang Falter, Deloitte, indem er einen thematischen Überblick gab und die Ergebnisse der VCI/Deloitte-Studie „Chemie 4.0“ vorstellte. „Digital Farming ist ein prominentes Beispiel“, so Falter. Es sei vorstellbar, dass künftig die gesamte Ausrüstung eines Landwirts in einem intelligenten Farming-System zusammengefasst werde. „Wer wird dieses System am Ende kontrollieren?“, fragte er. An diesem Thema werde weltweit gearbeitet. Chemiefirmen sollten hier ebenso wie bei anderen Zukunftsthemen ihre Möglichkeiten prüfen.

Anlagen vernetzen als erster Schritt

Günther Schätzle von CHT Germany schilderte, wie der Spezialchemie-Mittelständler seit 2010 seine deutschen Werke vernetzt und im laufenden Betrieb schrittweise zu smarten Fabriken umgebaut hat: „Wir haben ein Automatisierungssystem gefunden und an die Bedürfnisse der Chemieindustrie angepasst.“ Das sei ein zentraler Schritt gewesen, da sich Serienfertigung in anderen Industrien stark von der chemischen Produktion unterscheide. Heute seien die Anlagen des Unternehmens im Sinne einer Industrie 4.0 vollständig im Computer abgebildet, und man habe viel über die eigenen Prozesse gelernt. Schätzle: „Wir haben eine sicherere und effizientere Produktion.“ Als Nächstes stehe die Übertragung auf Werke in anderen Teilen der Erde bevor.

Henrik Hahn schilderte, wie Evonik Industries das Thema Digitalisierung angeht und stellte fest: „Es ist heute nicht nur wichtig, was wir liefern, sondern auch wie der Kundenkontakt verläuft“. Evonik nutze einerseits digitale Technologien, um Produktion und Prozesse effizienter zu gestalten.

Online-Shops werden auch bei Kontakten mit Geschäftskunden immer wichtiger. - Foto:
Online-Shops werden auch bei Kontakten mit Geschäftskunden immer wichtiger. - Foto: © vege/stock.adobe.com

Andererseits wird in Form von Web-Shops, unter anderem auf der chinesischen Plattform Alibaba, an neuen Vertriebswegen gearbeitet. „Digitalisierung ist kein Naturgesetz, sondern ein Gestaltungsthema“, resümierte Hahn. Dabei stehe der Mensch unter dem Motto #Humanwork im Mittelpunkt.

Covestro Deutschland arbeitet seinerseits an einer digitalen „Customer Journey“, die eine vollständige digitale Kommunikation mit Geschäftskunden ermöglicht. Gleichzeitig sind alle Interessierten eingeladen, Ideen für dieses Projekt über eine Online-Plattform einzubringen. In seinem Vortrag schilderte Karsten Malsch, wie Covestro so auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse in verschiedenen Ländern reagieren möchte. Ein Alibaba-Webshop sei ebenso Teil des Konzepts wie ein eigener Online-Marktplatz. Er sagte: „Ein autorisierter Kunde kann hier direkt Stoffe zum angezeigten Preis bestellen.“

Im letzten Vortrag beschrieb Lars von Schweppenburg den digitalen Verpackungsmarktplatz von Packwise. Hier können Chemieunternehmen Abnehmer für gebrauchte und entleerte IBCs (Intermediate Bulk Container) und Fässer finden.