chemie-report-Serie „Chemie 4.0 im Detail“ – Teil 18

5G-Campusnetze könnten teuer werden

21. Oktober 2019 | Bericht

Deutschland beschreitet bei der Nutzung der 5G-Mobilfunkfrequenzen im internationalen Vergleich neue Wege. Industrieunternehmen werden auf ihrem Werksgelände eigene Funknetze zur Steuerung von Industrieanlagen etablieren können. Die Gebühren dafür könnten aber am Ende viel höher ausfallen als zunächst angenommen.

Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes benötigen dringend Klarheit über die Gebühren für die Nutzung lokaler 5G-Frequenzen. - Foto: © metamorworks/stock.adobe.com
Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes benötigen dringend Klarheit über die Gebühren für die Nutzung lokaler 5G-Frequenzen. - Foto: © metamorworks/stock.adobe.com

Nach dem Auktionsende für die neuen 5G-Frequenzen war die Hoffnung groß, dass die Industrie Campusnetze zügig ausbauen kann (siehe chemie report 8/2019). Die Industrieverbände VCI, VDA, VDMA und ZVEI begrüßten die Tatsache, dass Industrieunternehmen nun die Möglichkeit haben, einen weltweit führenden Produktionsstandort mit eigenen Funknetzen auf dem Werks-gelände aufzubauen. Viele Unternehmen aus der Automobilindustrie, der Chemie, der Elektroindustrie sowie des Maschinen- und Anlagenbaus stehen in den Startlöchern. Die Bundesnetzagentur, die für die Vergabe von Frequenzen zur Kommunikation innerhalb von Fabriken, Betriebsgeländen und landwirtschaftlichen Flächen zuständig ist, steht den Industrieunternehmen hierbei mit Rat und Tat zur Seite.

Nutzungsgebühren unklar

Derzeit können die Anträge aber noch nicht abgeschickt werden, da sich die Gebührenordnung verzögert. Konkrete Vorschläge liegen dem Bundeswirtschaftsministerium, dem Finanzministerium und dem Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur seit Monaten vor. Offenbar sieht das Finanzministerium noch Anpassungsbedarf. Die Behörde drängt auf deutlich höhere Abgaben. Dies könnte am Ende zu kräftig steigenden Kosten für Campusnetze führen. Aus diesem Grund haben sich die vier Verbände an die beteiligten Ministerien gewandt und eine zeitnahe Entscheidung im Sinne der Unternehmen gefordert. Deutschland drohe sonst, seine Vorreiterrolle bei 5G in der Industrie zu verlieren.

Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes benötigen dringend Klarheit hinsichtlich der Gebühren für lokale Frequenzen. Deren Nutzung ist für die deutsche Industrie kein Geschäftsmodell, sondern Voraussetzung, um Leitmarkt und Leitanbieter für industrielle 5G-Anwendungen werden zu können. Die Bepreisung sollte daher angemessen sein – im Sinne guter Rahmenbedingungen für den Industrie-standort Deutschland und damit für künftiges Wachstum, Arbeitsplatzsicherheit und Wohlstand. Gerade für mittelständische Unternehmen könnten höhere Gebühren abschreckend wirken oder zur Kostenfalle werden. Denn in ländlichen Regionen werden Campusnetze in den nächsten Jahren die voraussichtlich einzige Möglichkeit zur 5G-Nutzung bleiben. Der Netzausbau konzentriert sich vorerst auf Metropolregionen.

Dieser Artikel ist im chemie report 10/2019 erschienen.


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Dipl.-Volksw. Christian Bünger

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