Sicherheit von Nanomaterialien

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

05. Oktober 2016 | Position

Langfassung zu diesem Dokument

Die Ergebnisse der Sicherheitsforschung zu Nanomaterialien sind schwierig zusammenzufassen und zu bewerten. Das zeigt die bisherige langjährige Diskussion. Deshalb hatte der VCI umfassende Literaturstudien zum Thema angeregt. Die Bewertung ihrer Ergebnisse durch den VCI liegt nun in aktualisierter Form vor. Ein Fazit: Die Befürchtung, dass über die Sicherheit von Nanomaterialien zu wenig bekannt ist, ist unbegründet. Ein weiteres: Die geringe Größe von Nanomaterialien geht keinesfalls mit einer per se erhöhten Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt einher.

Literaturstudien zeigen: Fragen zur Sicherheit von Nanomaterialien können ausreichend beantwortet werden. Im Bild: Nano- bis mikrometer- große Metalloxidpartikel (hier: sog. Einschlussverbindungen) werden als sicherer Energiespeicher für Batterien und Akkus im Einsatz sein. - Foto: © BASF SE
Literaturstudien zeigen: Fragen zur Sicherheit von Nanomaterialien können ausreichend beantwortet werden. Im Bild: Nano- bis mikrometer- große Metalloxidpartikel (hier: sog. Einschlussverbindungen) werden als sicherer Energiespeicher für Batterien und Akkus im Einsatz sein. - Foto: © BASF SE

Zahlreiche Stakeholder befürchten, dass über die Sicherheit von Nanomaterialien viel zu wenig bekannt ist. Dass diese Wahrnehmung täuscht, belegen aktuelle Studien.

Risikobewertung durch viele Daten möglich

Viele Fragen, die zur Sicherheit von Nanomaterialien gestellt werden, können beantwortet werden. Das zeigen die Analysen vorhandener wissenschaftlicher Literatur, die Harald Krug von der Schweizer Materialprüfungsanstalt EMPA, Frank von der Kammer, Universität Wien, und Anders Baun, TU Kopenhagen, vorgelegt haben. Bei ihrer Auswertung aktueller und viele Jahre zurückreichender Studien wird deutlich: Die Größe spielt bei der Sicherheitsbewertung der kleinststrukturierten Materialien zwar eine Rolle. Doch die sehr geringe Größe von Nanomaterialien geht keinesfalls mit einer per se erhöhten Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt einher. Spezifische „Nanoeffekte“, das heißt neue toxikologische Mechanismen mit generell erhöhten Wirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umweltmedien, konnten von der Wissenschaft bislang nicht aufgezeigt werden.

Dieses Ergebnis haben die Autoren in drei viel beachteten Artikeln in der renommierten Zeitschrift „Angewandte Chemie“ dokumentiert. Zunächst haben die Wissenschaftler nachweisen können, dass die Informations- und Datenlage zu Fragen der Sicherheit von Nanomaterialien sehr gut ist. Die Zahl der Publikationen zur Gefährlichkeit von Nanomaterialien ist sogar außerordentlich hoch. Am Beispiel der Umwelteffekte lässt sich zeigen, dass bereits früh wegweisende Arbeiten veröffentlicht wurden; allerdings unter dem Stichwort „Kolloide“ und nicht unter „Nanomaterialien“.

Anaytik extrem aufwendig

Was ist beispielsweise gemeint, wenn man von Nanomaterialien in der Umwelt spricht? Die Winzlinge haben eine extrem hohe Bereitschaft, sich zu größeren Partikeln zusammenzulagern. Sie kommen in extrem heterogenen Mischungen von zusammengelagerten Partikeln in allen natürlichen Prozessen im Boden, im Wasser und in der Luft vor. Das macht es so schwierig, industriell hergestellte Nanopartikel in der Umwelt zu messen. Denn die analytischen Herausforderungen sind extrem. Die aufwendige Untersuchung natürlich vorkommender Partikel und Materialien liefert der Wissenschaft jedoch sehr gute Informationen über das Verhalten auch künstlich hergestellter Materialien.

Welche Schlüsse zieht der VCI aus den Publikationen der Forscher? Wichtigste Erkenntnis ist die von der OECD in ihrer „Council-Empfehlung“ bereits untermauerte Feststellung: Eine Risikobewertung von Nanomaterialien auf Basis der vorhandenen OECD-Prüfrichtlinien ist möglich. Wie auf anderen Forschungsgebieten auch sind aber Anpassungen notwendig. Wissenschaft, Behörden und nicht zuletzt die für die Risikobewertung verantwortliche Industrie arbeiten intensiv an ihrer Weiterentwicklung: Zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Sicherheit von Nanomaterialien. Hier können die Wissenschaftler zeigen, dass dabei besonders die Aufrechterhaltung wissenschaftlicher Standards und eine klare Trennung wissenschaftlicher Erkenntnisse von regulatorisch relevanten Informationen notwendig sind. Diese Schlussfolgerungen wurden am 13. September 2016 bei der OECD in Paris bestätigt.

Es gilt jetzt für alle Beteiligten aus Wissenschaft, Behörden und Industrie, die verfügbaren Daten effektiv zu nutzen. Der VCI wird diesen Prozess weiter begleiten.

Hinweis:
Das aktualisierte VCI-Positionspapier liegt derzeit leider nur in englischer Sprache vor, und zwar unter dem Titel: „Conclusions and recommendations from the project ‚Health assessment, exposure and environmental effects of nanomaterials: literature review and assessment'". Sie finden es im Download-Bereich im Kopf dieser Seite als sogenannte „Langfassung" mit einem Umfang von 12 Seiten.

Zugang zu den Literaturstudien

Folgende Literaturstudien sind im „open Access“, das heißt kostenfrei, zugänglich:

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Dr. Martin Reuter

Kontaktperson

Dr. Martin Reuter

Energie- und Materialforschung, Forschungs- und Technologiepolitik