30. Juni 2025 | Position
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VCI Position kompakt - Wasserstoffstrategie
PDF | 101 kB | Stand: 30. Juni 2025
Wasserstoff ist für die chemisch-pharmazeutische Industrie außerordentlich bedeutend und bildet den Ausgangspunkt wichtiger Wertschöpfungsketten. Schon heute kommen in Deutschland jährlich etwa 12,5 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff zum Einsatz. Die Chemie ist dessen größter Nutzer.
Klimafreundlicher Wasserstoff ist ein zentraler Baustein der Transformation. Die EU und Deutschland planen deshalb sehr ambitioniert seinen schnellen Einsatz in der Wirtschaft. Damit der heimische Markt ins Rollen kommt und klimafreundlich erzeugter Wasserstoff großflächig eingesetzt werden kann, sind neue Technologien notwendig. Diese sind heute jedoch weder wirtschaftlich noch international wettbewerbsfähig, sodass ihre breite Einführung ohne Anreize und Förderung in absehbarer Zeit kaum gelingen wird.
Technologieoffenheit unabdingbar
Für die langfristige Defossilisierung der deutschen Grundstoffchemie steigt der Wasserstoffbedarf der Branche bis 2045 voraussichtlich auf das Drei- bis Siebenfache. Für diese immensen Mengen werden diversifizierte Importquellen sowie für eine lange Übergangszeit verschiedene Technologien benötigt, um Wasserstoff klimafreundlich zu erzeugen. Die deutsche Nationale Wasserstoffstrategie fokussiert bisher vor allem auf den sogenannten „grünen“ Wasserstoff, der auf Basis von Wasserelektrolyse mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt wird. Dieser ist jedoch derzeit in der Erzeugung teuer und auf absehbare Zeit kaum in den nötigen Mengen verfügbar. Zugleich bleibt die Rolle kohlenstoffarmen Wasserstoffs in der Transformation weitestgehend unklar.
Es ist gut, dass die Bundesregierung die Technologieoffenheit stärken will, um das Angebot von Wasserstoff konsequent auszuweiten und Kosten zu senken.
Rahmen schaffen und Infrastruktur anpassen
Mit der nationalen Umsetzung der Renewable Energy Directive (RED) und des Gaspakets entsteht ein Regelungsrahmen für den Wasserstoffhochlauf. Dabei sollte eine Marktbildung nicht behindert werden. Es zeigt sich bereits heute, dass die Kriterien für die Herstellung von „grünem“ Wasserstoff zu restriktiv sind und den Hochlauf behindern. Es muss daher frühzeitig eine Vereinfachung der EU-Kriterien vorgenommen werden. Die Industriequote für „grünen“ Wasserstoff muss so angepasst werden, dass die Rolle von kohlenstoffarmem Wasserstoff bei der Transformation berücksichtigt wird. Zumindest muss eine möglichst pragmatische nationale Umsetzung der EU-Vorgaben erfolgen.
Die heutige Infrastruktur reicht für die Bedarfe der künftigen Wasserstoffwirtschaft nicht aus. Bei den Fernleitungen ist eine getrennte Infrastruktur für einerseits methanhaltige Gase (Erdgas, Biomethan, synthetisches Methan) und andererseits Wasserstoff sinnvoll, um die stoffliche Nutzung von reinem Wasserstoff zu ermöglichen. Das geplante Kernnetz für Wasserstoff sieht dafür vor allem die Umwidmung bestehender Erdgasleitungen vor. Die lokalen Verteilnetze müssen differenziert betrachtet werden: Während in einigen Bereichen Wasserstoff zum Erdgas beigemischt werden kann, muss die Beimengung in anderen Netzbereichen begrenzt werden, da bestimmte Anlagen sonst nicht mehr sicher betrieben werden können.
DAFÜR SETZT SICH DER VCI EIN
- Technologieoffenheit wahren
Die Nachhaltigkeit von Wasserstoff und dessen verschiedenen Erzeugungsverfahren sollte ausschließlich anhand des CO₂-Fußabdrucks bemessen werden, nicht durch Festlegung auf bestimmte Technologien. - Praxistauglich regulieren
EU-Regelwerke müssen pragmatisch umgesetzt werden. Herstellungskriterien und Einsatzquoten für grünen Wasserstoff dürfen den Markthochlauf nicht behindern und sollten vereinfacht werden. Die geplante Grüngasquote im Gasnetz wird abgelehnt, da sie die Industrie zusätzlich belasten und sich mit bestehenden Quoten überschneiden würde. - Eine für Industrieanlagen kompatible Infrastruktur aufbauen
Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur muss mit Hochdruck vorangetrieben werden. Pauschale Beimischungen von Wasserstoff ins Erdgasnetz sind zur Wahrung der Gasqualität zu vermeiden. Zugleich muss die Versorgung der Industrie mit Methan weiter sichergestellt werden.
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