18. August 2023 | Position
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VCI Position kompakt - Energiewende und Versorgungssicherheit
PDF | 119 kB | Stand: 18. August 2023
Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist auf eine klimaverträgliche, sichere und bezahlbare Energieversorgung angewiesen. Die Plattform Chemistry4Climate hat gemeinsam mit wichtigen Stakeholdern ein tragfähiges Konzept vorgelegt, wie die Transformation zur Klimaneutralität bis 2045 gelingen kann.
Dafür benötigt sie mehr als 500 TWh erneuerbaren Strom zum Preis von 4 bis 6 Cent/kWh. Zugleich geht die Versorgungssicherheit zunehmend zurück: Für den Winter 2023/24 ist die Erdgasversorgung noch immer angespannt. Die Industrie leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit, indem Unternehmen ihre Verbräuche deutlich reduziert oder überall dort wo möglich einen Brennstoffwechsel durchgeführt haben.
Industrielle Strukturen weiterhin in Gefahr
Die Gas- und Strompreise haben zwischenzeitlich historische Höchststände erreicht. Sie bewegen sich trotz eines deutlichen Preisrückgangs weiter über dem Niveau der Vorjahre. Dies stellt gerade energieintensive und mittelständische Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, vor enorme Herausforderungen. Viele haben bereits ihre Belastungsgrenze erreicht. Bleibt die Lage so angespannt, droht ein langfristiger Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen – bis hin zur Deindustrialisierung des Standorts Deutschland. Kurzfristige und vor allem wirksame Entlastungen sind deshalb dringender denn je nötig.
Die 2023 eingeführten Gas-, Wärme- und Strompreisbremsen haben sich als kaum wirksam erwiesen. Die angekündigte Abschaffung des Spitzenausgleichs führt zu einer Verzehnfachung der Stromsteuer für betroffene Unternehmen und ist ein weiterer Tiefschlag für die Industrie, die noch immer unter den Folgen der letzten Krise leidet. Die Verteuerung von Strom widerspricht zudem dem vor der Bundestagswahl angekündigten Ziel der Regierung, der Industrie günstigen Strom bereitzustellen. Neben preisdämpfenden Maßnahmen ist vor allem die Versorgungssicherheit zentral. Die Krise in Folge des Kriegs in der Ukraine hat gezeigt, dass es schon heute an grundlastfähigen Stromerzeugungskapazitäten fehlt. Mit dem Kernkraft- und Kohleausstieg verschärft sich die Lage, und der Industrie drohen bei Engpässen Abschaltungen. Es muss daher sichergestellt werden, dass jede weitere Stilllegung durch einen Zubau steuerbarer Leistung kompensiert wird. Der Ausbau von Erneuerbaren, steuerbaren Gaskraftwerken, Speichern und Netzen muss stärker miteinander synchronisiert werden.
Industriestrompreis einführen – und zwar jetzt!
Strom wird immer wichtiger – zum Beispiel für die Elektrifizierung industrieller Prozesse. Technologien, die weniger CO₂ ausstoßen, setzen sich nur durch, wenn langfristig wettbewerbsfähige Strompreise garantiert sind. Das ist bislang nicht absehbar. Ein Industriestrompreis, der die Brücke bis zum Umstieg auf Erneuerbare baut, trägt zum Gelingen der Transformation bei. Es muss aber schnellstens konkretisiert und praxistauglich ausgestaltet werden. Eine Forderung, die mittlerweile von einer breiten Allianz aus Gewerkschaften und Verbänden vertreten wird.
DAFÜR SETZT SICH DER VCI EIN
- Zusätzliche, staatlich induzierte Belastungen vermeiden
Der Wegfall des Spitzenausgleichs führt zu einer Verteuerung von Strom und ist ein fatales Signal für die Industrie. Ohne Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen ist deren Transformation nicht machbar. Auch im Gasbereich sorgen hohe Umlagen für Mehrbelastungen und Wettbewerbsnachteile. Staatliche Belastungen sollten in der anhaltenden Krise reduziert und nicht erhöht werden. - Industriestrompreis schnellstmöglich einführen
Die Transformation der Industrie zur Treibhausgasneutralität erfordert sehr viel und günstigen erneuerbaren Strom. Bis dieser in ausreichender Menge verfügbar ist, tritt die Chemie- und Pharmabranche für die rasche Einführung eines Industriestrompreises als Brücke in die Zukunft ein. - Versorgungssicherheit gewährleisten
Die Politik muss weiter alle Hebel in Bewegung setzen, um die Gasversorgung sicherzustellen und den Bezug zu diversifizieren. Auch bei einem langfristigen Strommarktdesign muss Versorgungssicherheit ein Kernelement sein. Die Abschaltung von Kraftwerken muss durch einen entsprechenden Zubau kompensiert werden.
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