VCI-Position kompakt

Energiewende und Versorgungs­sicherheit

05. März 2024 | Position

Downloads

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist auf eine klimaverträgliche, sichere und bezahlbare Energieversorgung angewiesen. Die Plattform Chemistry4Climate hat gemeinsam mit wichtigen Stakeholdern ein tragfähiges Konzept vorgelegt, wie die Transformation zur Klimaneutralität bis 2045 gelingen kann.

Dafür benötigt sie mehr als 500 TWh erneuerbaren Strom zum Preis von 4 bis 6 Cent/kWh. Trotz gesunkener Marktpreise liegen die Strompreise der Industrie aufgrund stark gestiegener Netzentgelte und hoher CO₂-Preise zumeist jedoch weiter deutlich darüber und sind international nicht wettbewerbsfähig. Zugleich geht die Versorgungssicherheit zunehmend zurück: Für einen vorgezogenen Kohleausstieg ist bis 2030 der massive Zubau steuerbarer Leistung nötig, den der Strommarkt allein nicht anreizen kann. Strom wird immer wichtiger – zum Beispiel für die Elektrifizierung industrieller Prozesse.

Industrielle Strukturen weiterhin in Gefahr

Technologien, die weniger CO₂ ausstoßen, setzen sich nur durch, wenn langfristig wettbewerbsfähige Strompreise garantiert sind. Das ist weiterhin nicht absehbar. Dies stellt gerade energieintensive Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Viele haben bereits ihre Belastungsgrenze erreicht. Bleibt die Lage so angespannt, droht ohne wirksame Entlastungen ein langfristiger Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen – bis hin zur Deindustrialisierung Deutschlands.

Das Strompreispaket der Bundesregierung zur Entlastung der Industrie umfasst die zeitlich befristete Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe auf das EU-Mindestmaß sowie Erleichterungen bei der Strompreiskompensation. Diese Entlastung wirkt in der Breite und sichert bei energieintensiven Unternehmen lediglich den Status quo. Die Befristung von Entlastungen führt gerade bei Investitionen in die (strombasierte) Transformation zu unnötiger Planungsunsicherheit. Der starke Anstieg der Netzentgelte sorgt zusätzlich für eine deutliche Mehrbelastung.

Der Wettbewerbsnachteil gegenüber zum Beispiel China und USA wird nicht spürbar reduziert. Deshalb muss die Politik weiter an der Zukunft des Standorts arbeiten, unter anderem durch eine deutliche Vereinfachung und Erweiterung der Strompreiskompensation, die mittlerweile nur einem kleinen Kreis von Berechtigten offensteht.

Versorgungssicherheit gewährleisten

Neben preisdämpfenden Maßnahmen ist vor allem die Versorgungssicherheit zentral. Schon heute fehlt es an grundlastfähigen Stromerzeugungskapazitäten. Mit dem Kernkraft- und Kohleausstieg verschärft sich die Lage, und der Industrie drohen bei Engpässen schlimmstenfalls sogar Abschaltungen.

Jede weitere Stilllegung muss daher durch einen Zubau steuerbarer Leistung kompensiert werden. Der Ausbau von Erneuerbaren sowie von steuerbaren Gaskraftwerken, Speichern und Netzen muss stärker miteinander synchronisiert werden. Die angekündigte Kraftwerksstrategie und der Kapazitätsmechanismus müssen nun schnell angegangen und umgesetzt werden.


DAFÜR SETZT SICH DER VCI EIN

  • Wettbewerbsfähige Strompreise schaffen
    Die Transformation der Industrie zur Treibhausgasneutralität erfordert sehr viel und günstigen erneuerbaren Strom. Bis dieser in ausreichender Menge verfügbar ist, müssen steigende Netzkosten und indirekte CO₂-Preisbelastungen wirksam kompensiert werden. Die Absenkung der Stromsteuer auf das EU-Mindestniveau sollte verstetigt werden.
  • Versorgungssicherheit gewährleisten
    Die Politik muss weiter alle Hebel in Bewegung setzen, um die Gasversorgung sicherzustellen und den Bezug zu diversifizieren. Auch bei einem langfristigen Strommarktdesign muss Versorgungssicherheit ein Kernelement sein. Die Abschaltung von Kraftwerken muss durch einen entsprechenden Zubau kompensiert werden.

Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

 Heinrich Nachtsheim

Kontaktperson

Heinrich Nachtsheim

Energiepolitik; Wasserstoff