VCI-Position kompakt

Chemisches Recycling

23. Juni 2025 | Position

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Kunststoffe sind als Werkstoff der Zukunft aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Umso bedauerlicher, dass die Menge an Kunststoffabfällen weltweit kontinuierlich zunimmt.

In vielen Ländern, auch in der EU, mangelt es an einer gut entwickelten abfallwirtschaftlichen Infrastruktur. Diese ist recht komplex, da jedes abfallwirtschaftliche „Rädchen“ eine einzigartige Funktion erfüllt und damit für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft unverzichtbar ist. Die Suche nach innovativen Verfahren zur Lösung der Müllproblematik wird deshalb immer wichtiger.

Deutschland verfügt bereits seit langem über eine hochwertige Abfallinfrastruktur: Gesammelte Abfälle werden hierzulande nahezu komplett verwertet. Dennoch geht bei genauerer Betrachtung der größte Anteil des Abfalls noch immer in die energetische Verwertung, sprich: in die Verbrennung. Lediglich ein Drittel aller gesammelten Kunststoffabfälle werden recycelt. Dabei kommen vor allem mechanische Verfahren zum Einsatz – leider häufig zulasten der Rezyklatqualität, die der Schlüssel für den weiteren Einsatz des Rezyklats als Rohstoff ist. Das gilt vor allem für anspruchsvollere Anwendungen im Lebensmittelbereich, in der Medizin und in der Hochtechnologie.

Hier setzt das chemische Recycling als sinnvolle Ergänzung an: Darunter versteht man verschiedene Verfahren wie die Pyrolyse, die Vergasung oder die Verölung, bei denen Kunststoffabfälle in ihre Grundbausteine zerlegt werden, aus denen wieder Kunststoffe in neuer Qualität hergestellt werden können.

Fehlendes Puzzleteil anerkennen und einfügen

Im Vergleich zu mechanischen sind manche chemischen Recyclingverfahren energieintensiver. Aktuell konzentriert sich die Forschung an der Optimierung dieser Verfahren, um ihr hohes Potenzial zur Reduktion energetisch verwerteter Kunststoffabfälle besser auszuschöpfen – neben einer besseren recyclingfähigen Gestaltung von Produkten und der Weiterentwicklung des mechanischen Recyclings.

Unternehmen weltweit investieren bereits in die Chancen des chemischen Recyclings, viele Anlagen sind in Planung. Doch noch sind die Verfahren in der deutschen und europäischen Gesetzgebung nicht konsequent als Recyclingoption anerkannt, sodass Deutschland und die EU den Anschluss bei dieser wichtigen Zukunftstechnologie zu verlieren drohen.

DAFÜR SETZT SICH DER VCI EIN

  • Mit spezifischen Quoten das Recycling stärken
    Es braucht EU-weite Anreize, um Investitionen in diverse Recyclingverfahren anzuregen. Quoten für den Einsatz recycelter Kunststoffe in bestimmten Produktbereichen, wie es etwa durch die entsprechende europäische Verordnung für Verpackungen der Fall ist, sind dafür der entscheidende Hebel.
  • Mechanisches Recycling in der deutschen Gesetzgebung um eine chemische Quote ergänzen
    Im Vergleich zur europäischen Ebene sieht das deutsche Verpackungsgesetz nur mechanisches Recycling als eine Recyclingoption vor. Die Anerkennung von chemischen Recyclingverfahren und die Ergänzung des Verpackungsgesetzes um eine eigene Quote für chemische Verfahren würden insgesamt eine höhere Recyclingquote und damit weniger Verbrennung hochwertiger Abfälle bewirken.
  • Massenbilanzverfahren als Grundlage anerkennen
    Massenbilanzen ermöglichen die bilanzielle Zuordnung und Dokumentation des Rezyklat-Anteils in chemisch recycelten Kunststoffen. Auf europäischer Ebene wird aktuell mit ambitionierten Recyclingzielen für Einweg-Getränkeflaschen ein Grundstein für transparente und faire Massenbilanzverfahren gelegt. Das Ergebnis dieses zukunftsträchtigen Vorhabens muss so schnell wie möglich in alle relevanten Rechtsakte überführt werden, um Rechtssicherheit zu schaffen. So können Investitionen in innovative Recyclingverfahren ausgelöst und damit weitere Impulse für die Transformation der Wirtschaft gesetzt werden.