VCI-Mitgliederbefragung zur wirtschaftlichen Lage

Umfrage: Schlechte Lage - hohe Belastung

21. Juli 2023 | Bericht

Rund 500 Unternehmen haben bei der Mitgliederumfrage mitgemacht. Gefragt nach der aktuellen Lage, nach den Bewertungen des Standorts Deutschland im internationalen Vergleich und nach ihren Investitionsplänen ergab sich ein umfassendes Lagebild.

Der VCI befragt in Krisenzeiten regelmäßig seine Mitglieder zur aktuellen Lage. © Andrey Popov / stock.adobe.com
Der VCI befragt in Krisenzeiten regelmäßig seine Mitglieder zur aktuellen Lage. © Andrey Popov / stock.adobe.com

Aktuelle Lage der Branche: sinkende Umsätze und steigende Belastungen

Die aktuelle Lage für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie bleibt schwierig. Fast 60 Prozent der Unternehmen berichten von sinkenden Umsätzen. Insbesondere das Inlandsgeschäft entwickelt sich schwach. Die Ertragslage hat sich zwar seit Ende letzten Jahres verbessert. Aber immer noch fast Zweidrittel der Unternehmen verzeichnen Gewinnrückgänge.

Gleichzeitig sind die Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit stark belastet. Der größte Störfaktor der aktuellen Betriebstätigkeit ist die aufwändige Bürokratie, die langen Genehmigungsverfahren und die Regulierungsflut. 65 Prozent der Unternehmen sehen sich dadurch massiv in ihrer Geschäftstätigkeit behindert.

Auf der Kostenseite hat sich die Lage im Vergleich zu Ende letzten Jahres nur leicht entspannt. Immer noch über die Hälfte der Unternehmen sind durch die Energiekosten, die hohen Vorproduktpreise und die Arbeitskosten schwer bzw. sehr schwer behindert.

Auf der Nachfrageseite hat sich die Lage deutlich verschlechtert. Der Auftragsmangel wird zunehmend zum Problem. 35 Prozent der Unternehmen sehen ihre Geschäftstätigkeit dadurch zurzeit schwer beeinträchtigt.

Als strukturelle Probleme hinzu kommen der Arbeitskräftemangel, der bei knapp 40 Prozent der Unternehmen als schwerwiegende Störung wahrgenommen wird, und die geopolitischen Unsicherheiten, die bei knapp einem Drittel der Unternehmen das Auslandsgeschäft erschweren.

Eine Verbesserung der Lage wird nicht erwartet. Die Unternehmen sind bezüglich Umsätze und Erträge für das zweite Halbjahr mehrheitlich pessimistisch.

Deutschland hat ein Standortproblem: Unternehmen bewerten wichtige Standortfaktoren negativ

Die Produktionskosten zählen für die Unternehmen zu den wichtigsten Standortfaktoren: Arbeitskosten, Energiekosten, Rohstoffkosten, Regulierungsaufwand. Aber auch die Verfügbarkeit von Fachkräften und das Marktwachstum schaffen es im Ranking der Bedeutung weit nach vorne.

Viele der sehr wichtigen Standortfaktoren werden im internationalen Vergleich von den Unternehmen besonders schlecht bewertet: Energiekosten, Bürokratie/Regulierungen und Arbeitskosten bewerten teilweise über 80 Prozent der Unternehmen als schlecht bzw. sehr schlecht.

Dagegen schneiden die von den Unternehmen als weniger wichtig bewerteten Standortfaktoren besser ab. So bewerten immerhin 45 Prozent der Unternehmen die Infrastruktur besser als im internationalen Vergleich. Die beste Bewertung erhielt das Industrienetzwerk. Über die Hälfte der Unternehmen sahen hier deutliche Vorteile gegenüber dem Ausland.

Die Unternehmen reagieren auf die aktuellen Herausforderungen: die Steigerung der Effizienz ist für 70 Prozent der Unternehmen die wichtigste Strategie, um den Standortproblemen zu begegnen. Die Intensivierung der Innovationen und eine Beschleunigung der ökologischen Transformation folgen auf Platz 2 und 3.

Der Strukturwandel wird sich aber zu Lasten Deutschlands verstärken: die Unternehmen geben eine Investitionszurückhaltung in Deutschland, die Verlagerung von Produktion ins Ausland, eine stärkere Diversifikation und die Trennung von Geschäftsfeldern als weitere wichtige Strategien an.

Nur wenige Unternehmen wollen Produktion dauerhaft stilllegen oder ihr Geschäft aufgeben.

Ertragslage und Standortprobleme bremsen Investitionen

Die schlechte Ertragslage und die vorhandenen Standortprobleme werden in diesem Jahr zur Investitionszurückhaltung führen – insbesondere was Investitionen in Sachanlagen angeht. Fast 45 Prozent der Unternehmen geben an, ihre Investitionen zurückfahren zu wollen.

Bei Investitionen in Forschung und Entwicklung sieht es etwas besser aus. Hier kann mit konstanten FuE-Aufwendungen gerechnet werden. Allerdings sind gerade die Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Regulierungen und die politischen Rahmenbedingungen ein massives Hemmnis für weitere Innovationsvorhaben.

Ein Teil der Investitionen fließt in die digitale und ökologische Investition. Allerdings bremst die aktuelle schwierige Lage insbesondere die Investitionen in die ökologische Transformation aus.

Die vollständigen Ergebnisse der VCI-Mitgliederumfrage grafisch aufbereitet können über den Download-Bereich dieser Seite heruntergeladen werden. Die Ergebnisse vergangener Umfragen können bei Frau Kellermann angefordert werden.

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Dipl.-Volksw. Christiane Kellermann

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Dipl.-Volksw. Christiane Kellermann

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