12. April 2018 | Bericht
Der VCI, der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) sowie der Verband der Mineralfarbenindustrie (VdMi) informierten deutsche Europaabgeordnete in Brüssel über das umstrittene Einstufungsverfahren zum Weißpigment Titandioxid.
Die drei Verbände hatten dafür kurz vor Ostern zu einem parlamentarischen Frühstück ins Brüsseler Parlamentsgebäude eingeladen. VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann sagte in seiner Begrüßungsansprache: „Wir wollen eine Einstufung von Titandioxid als Präzedenzfall verhindern.“ Tillmann war eigens angereist, um auch auf europäischer Ebene zu zeigen, dass sich die deutsche Chemieindustrie geschlossen gegen eine Einstufung des seit Jahrzehnten bewährten Weißpigments ausspricht.
Seit Monaten steht Titandioxid in der Diskussion. Es wird sowohl für Farben und Lacke, Druckfarben, Kunststoffe, Fasern und Papier eingesetzt. Außerdem wird es zur Farbgebung in Kosmetika, Lebensmitteln, Pharmazeutika, Emaille und Keramik genutzt. Spezielle Formen werden als UV-Filter in Sonnencreme oder als Photokatalysatoren eingesetzt. Mit der vorgeschlagenen Einstufung als „Stoff mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung beim Menschen durch Einatmen“ hat der Ausschuss für Risikobeurteilung (RAC) der Europäischen Chemikalienbehörde ECHA für Unverständnis gesorgt.
EU-Expertengremium will offene Fragen klären
Vor allem die Fachverbände VdL und VdMi wehren sich gegen die Einstufung des bewährten Farbpigments als kanzerogen. Unterstützt werden sie hierbei vom VCI und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die den Vorschlag als „unwissenschaftlich“ und „eklatante Fehleinstufung“ bezeichnen. Zuletzt war auf politischer Ebene Bewegung in das Verfahren gekommen: Das Expertengremium CARACAL hat sich für einen Arbeitskreis zur Klärung offener Fragen ausgesprochen. Dieser soll Sinn und Zweck einer Einstufung klären, bevor der formalisierte Prozess im Rahmen der CLP-Verordnung weitergeführt wird – ein ungewöhnlicher Schritt.
Die eingeladenen Experten verdeutlichten den Politikern, dass Titandioxid für die Industrie „unverzichtbar“ ist. Das weltweit meistuntersuchte Pigment sei reaktionsarm und – zumal in einer Matrix gebunden – sicher für Mensch und Umwelt. Argumente, die sichtbar Eindruck machten. Die Europaabgeordneten stellten nicht nur viele Fragen und informierten sich in weiteren Gesprächen – am Ende sagten sie auch Unterstützung für die Branche im weiteren Verfahren zu.
Info zur „Initiative Pro Titandioxid“
Als Hauptbetroffene haben sich der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie sowie der Verband der Mineralfarbenindustrie zusammengefunden, um unter www.initiative-pro-titandioxid.de über das für die Branchen unverzichtbare, aber weithin unbekannte Weißpigment zu informieren. Auf der Website gibt es umfangreiche Informationen zu den politischen Hintergründen und Auswirkungen einer möglichen Einstufung. Wirtschaftliche Belastungen und Gefahren für die Unternehmen werden ebenso beleuchtet, wie die aus Sicht der Verbände zweifelhaften Studien, die den Stoff in die Kritik gebracht haben. Eine Liste gibt Antworten auf die meistgestellten Fragen. Stakeholder und Journalisten können sich Informationen per Download holen, und im Pressebereich wird aktuell über die Entwicklung auf dem Laufenden gehalten.
Dieser Artikel ist im chemie report 04/2018 erschienen.
Autor: Alexander Schneider, Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindstrie,
schneider@vci.de
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