Chancen von Gene-Editing nutzen

03. August 2021 | Information

Gene-Editing ist eine der größten Innovationen in der Molekularbiologie seit mehr als 20 Jahren.

Viele Pflanzenerzeugnisse aus moderner Züchtung haben schon jetzt das Potenzial, zu einem widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelsystem beizutragen. © BASF
Viele Pflanzenerzeugnisse aus moderner Züchtung haben schon jetzt das Potenzial, zu einem widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelsystem beizutragen. © BASF

Die Techniken können beispielsweise in der Pflanzenzüchtung dieselben Veränderungen hervorrufen wie traditionelle Verfahren – die Produkte weisen daher auch kein unterschiedliches Risiko für Mensch, Tier und Umwelt auf. Dennoch entschied der Europäische Gerichtshof, dass mit Gene-Editing gentechnisch veränderte Organismen (kurz: GVO) entstünden. Leider basiert diese Entscheidung auf dem naturwissenschaftlichen Stand der 1980er Jahre. Aktuelle Erkenntnisse wurden nicht berücksichtigt.

Infografik: Forschungsprojekte mit neuartigen genomischen Techniken im internationalen Vergleich

Die Mängel der höchstrichterlichen Entscheidung monierte auch die EU-Kommission in ihrer Studie im Frühjahr 2021: Die geltenden Rechtsvorschriften seien nicht zweckmäßig und müssten an den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt angepasst werden. Deutschland und Europa gerieten zwangsläufig in allen Bereichen der Biotechnologie gegenüber Ländern wie China und die USA ins Hintertreffen– sowohl wissenschaftlich als auch wirtschaftlich. Dies kann durch entsprechendes Gegensteuern verhindert werden.

  • Differenziert bewerten
    Das europäische Gentechnikrecht muss an den modernsten technologischen und naturwissenschaftlichen Entwicklungs- und Erkenntnisstand angepasst werden. Künftige Gesetzgebungen sollten auf einer wissenschaftlich begründeten Risikobewertung der Produkte basieren – nicht auf deren Herstellungsmethode.
  • Chancen beachten
    Das Vorsorgeprinzip ist ein richtiger Ansatz zum Umgang mit Risiken und zu Recht eine Leitlinie der Europäischen Verträge. Doch muss der Umgang mit Chancen auch in die Bewertung neuer Verfahren einfließen.

Potenzial für mehr Nachhaltigkeit heben

Ob für die Biodiversität oder die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – einige Pflanzenerzeugnisse aus moderner Züchtung haben schon jetzt das Potenzial, zu einem widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelsystem beizutragen.

Fortschritt braucht Patente

Biotechnologie ist ein wichtiger Baustein, um die steigende Weltbevölkerung mit innovativen Medikamenten und ausreichend Nahrung zu versorgen sowie negative Folgen des Klimawandels auf landwirtschaftliche Erträge abzumildern. Biopatente wirken wie Humus: Sie fördern den Wissensaustausch und Innovationen. Bereits erste Forschungsschritte erfordern einen erheblichen finanziellen Aufwand. Die notwendigen Mittel blieben ohne sichere Patente aus: Investoren stellen nur dann hohe Millionenbeträge für Forschung und Entwicklung bereit, wenn sie als Sicherheit beleihbare Patentrechte erhalten. Diese Finanzierungsquelle ist gerade für mittelständische Unternehmen – die überproportional häufig innovative Therapien für schwerste Krankheiten entwickeln – unerlässlich. Zudem zielen zahlreiche Unternehmen darauf ab, Ideen zu entwickeln und diese – gesichert durch Patente – weiterzuverkaufen. Das Patentrecht ist damit zweifelsohne eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Fortschritt zu ermöglichen. Das gilt in besonderem Maße für neue biotechnologische Verfahren.

Dieser Beitrag ist Teil des VCI-Politikbriefs „Game-Changer Biotechnologie" (August 2021).

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Dr. Ricardo Gent

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Dr. Ricardo Gent

Biotechnologie, Geschäftsführung DIB