Konservierung chemischer Produkte

Wichtige Branchenhelfer brauchen selbst Hilfe

05. Oktober 2018 | Bericht

Die chemische Industrie hat in den vergangenen Jahren nicht nur viele Rezepturen verbessert. Sie setzt auch Lösemittel sparsamer als früher ein. Das ist durch eine breite Palette an sogenannten Topfkonservierern möglich geworden, deren Verfügbarkeit zunehmend gefährdet ist.

Klebstoffe bleiben durch Topfkonservierer lange haltbar. - Foto: © Alexandr Makarov - Fotolia.com
Klebstoffe bleiben durch Topfkonservierer lange haltbar. - Foto: © Alexandr Makarov - Fotolia.com

Topfkonservierer sorgen dafür, dass Produkte wie Farben, Lacke oder Klebstoffe über die gesamte Lieferkette unverdorben an den Kunden geliefert werden können. Bei bestimmten pH-Werten sind bei der Verwendung Geruch, Bildung von Verfärbungen oder eine eingeschränkte Stabilität wichtige Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Auch die jeweiligen Mikroorganismen spielen eine Rolle. Sie variieren je nach Anwendung sehr stark. In aufwendigen Versuchen wird daher ein für das jeweilige Produkt geeignetes Konservierungsmittel gesucht und die Wirkstoffkonzentration optimiert. Dabei wird häufig speziell bei industriellem Einsatz die tatsächliche Keimbelastung bestimmt und überwacht.

Biozidfreie Alternativen

Rezepturen mit sehr geringem Wassergehalt sowie ein sehr saures oder sehr basisches Milieu lassen ein übermäßiges Wachstum von Mikroorganismen per se nicht zu. Solche Lösungen sind aber nicht für alle Produkte der chemischen Industrie umsetzbar. Auch eine sehr gute Betriebshygiene kann Keimfreiheit nicht über die gesamte Herstellungs- und Lieferkette sicherstellen. Ein vollständiger Verzicht auf Konservierungsmittel ist nach derzeitigem Stand der Technik für die meisten Anwendungen nicht möglich und wird es auch auf absehbare Zeit nicht sein.

Zulassungshürden senken

Die Bedeutung der Topfkonservierer ist in der Öffentlichkeit oft nicht bekannt. Der VCI setzt sich daher dafür ein, dass ihr Nutzen in Bezug auf Umwelt- und Gesundheitsschutz stärker bekannt wird. Im bestehenden regulatorischen Rahmen fordert der VCI außerdem, dass die Hürden bei der Genehmigung von Wirkstoffen und der Zulassung von Biozidprodukten gesenkt werden. Hintergrund ist, dass die Anzahl der verfügbaren Biozidwirkstoffe in den vergangenen Jahren massiv abgenommen hat. Im Vergleich zu 2003 steht heute nur noch etwa ein Drittel der Wirkstoffe zur Verfügung. Hierfür gibt es mehrere Gründe. So stehen zum Beispiel die Kosten und der Aufwand für die Wirkstoffgenehmigung in einem starken Missverhältnis zum Markt und zur Rentabilität. Konservierer für Lebensmittel, Futtermittel oder Kosmetika sind durch eigene Verordnungen und Zulassungsverfahren reguliert. Sollen sie für die Konservierung in chemischen Produkten verwendet werden, müssen die Konservierer den aufwendigen und teuren Zulassungsprozess gemäß Biozidprodukte-Verordnung noch einmal zusätzlich durchlaufen. Das ist mit enormem Aufwand und großer Unsicherheit verbunden, ob die Zulassung wie vorgesehen erteilt wird. Mit einer ganzheitlichen systematischen Bewertung könnte der Wirkstoffschwund aufgrund von rein gefahrenbasierten Überlegungen verhindert werden.


Dieser Artikel ist im chemie report 10/2018 erschienen.

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Dr. Evelyn Roßkamp

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Biozide, Human-Biomonitoring, Innenraumluft, VCI-Serviceplattform "REACH, CLP und Biozide"