Interview mit ukrainischer Chemikerin

„Plötzlich in einem anderen Land“

08. November 2022 | Bericht

Das Hilfsprogramm der VolkswagenStiftung unterstützt aus der Ukraine geflüchtete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachdisziplinen.

Zu sehen von links nach rechts: Birgit Carell, Dr. Anna Holovan, Prof. Thomas Carell. © Dr. Nada Raddaoui
Zu sehen von links nach rechts: Birgit Carell, Dr. Anna Holovan, Prof. Thomas Carell. © Dr. Nada Raddaoui

Aufgrund der hohen Nachfrage waren die dafür zur Verfügung stehenden Mittel schnell ausgeschöpft. Deshalb hat der Fonds der Chemischen Industrie (FCI) die Finanzierung der Stipendien für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler übernommen, die in der Chemie und chemienahen Disziplinen forschen, um so unbürokratisch zu helfen. Wir berichteten dazu: Hilfe für Geflüchtete

Heute sprechen wir mit einer ukrainischen Chemikerin, die durch das Hilfsprogramm der VolkswagenStiftung gefördert wird, über ihre Forschung und ihre Erfahrungen in Deutschland. Frau Dr. Anna Holovan (39) promovierte 2016 bei Dr. Svitlana Zagorodnya am Danylo Zabalotny Institut für Mikrobiologie und Virologie der ukrainischen nationalen Wissenschaftsakademie zum Thema antivirale und Apoptose hemmende Wirkung heterozyklischer Verbindungen unterschiedlicher Art gegen lykische und latente Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus. Bis zum Ausbruch des Krieges forschte sie an der Ukrainian Academy of Sciences in Kiew im Bereich Virologie als Postdoktorandin. Seit März 2022 lebt sie mit ihrer Familie in Deutschland und forscht zurzeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Thomas Carell an der Fakultät für Chemie und Pharmazie.

Frau Holovan, wie sind Sie auf das Hilfsprogramm aufmerksam geworden? Und wie kam der Kontakt zwischen Ihnen und der Universität bzw. Professor Carell zustande?

Ich habe von Professor Carell, mit dem ich zurzeit zusammenarbeite, und auch aus einigen sozialen Netzwerken von dem Förderprogramm erfahren.

Hergestellt wurde der Kontakt durch einen ehemaligen Studenten meines Mannes, der ebenfalls Wissenschaftler ist. Professor Carell erklärte sich sofort bereit, mir zu helfen, und schlug vor, einen Förderantrag bei der VolkswagenStiftung zu stellen. Ich bekam ein Stipendium und arbeite jetzt in seiner Gruppe. Professor Carell und seine Frau Birgit halfen mir und meiner Familie auch bei verschiedenen anderen Problemen, da keiner in meiner Familie deutsch sprach.

Können Sie Ihre in der Ukraine begonnenen Forschungsschwerpunkte hier fortsetzen?

Leider kann ich die Forschung, die ich in der Ukraine begonnen habe, an der LMU nicht eins zu eins fortsetzen. Meine derzeitigen Forschungsaufgaben beziehen sich jedoch auf die Entwicklung antiviraler Substanzen, was dem Thema meiner Studien in der Ukraine recht nahekommt.

Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über Ihre persönlichen Lebensumstände hier in Deutschland.

Wir waren plötzlich in einem anderen Land. Mit meinem Mann und den beiden Kindern lebe ich jetzt in München. Dank des Stipendiums haben wir die Möglichkeit, eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes zu mieten. Eine Tochter geht zur Schule und die andere in den Kindergarten.

Welche zukünftigen Möglichkeiten erwachsen Ihnen durch dieses Stipendium und wie sehen Sie die Zukunft für sich persönlich?

Aktuell habe ich keine klare Vorstellung von meiner Zukunft. Solange ich ein Stipendium habe, kann ich forschen und meine Fähigkeiten verbessern, indem ich neue moderne wissenschaftliche Ansätze und Methoden anwende. Ich bin mir jedoch nicht sicher, was ich nach Ablauf des Stipendiums tun werde. Ich werde mich nach anderen Förderungen umsehen müssen oder auch nach einer anderen Stelle.

Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Holovan.

Übersetzung aus dem Englischen von deepl.com/Wendenburg

Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Dr. Sonja Wendenburg

Kontaktperson

Dr. Sonja Wendenburg

Bildungspolitik (Hochschule), Liebig-Stipendien und Hochschulförderung des FCI