Interview

Digitalisierung und E-Health in der Pharmaindustrie

09. Juli 2018 | Bericht

Langfassung zu diesem Dokument

Telemedizin, elektronische Patientenakten oder Apps zum Krankheitsmanagement – die Digitalisierung hat bereits viele Bereiche des Gesundheitswesens revolutioniert. Welche Veränderungen für die pharmazeutische Industrie relevant sind und wo E-Health und Co. weitere Zukunftspotenziale bergen, hat Frank Lucaßen (Vorsitzender des BPI Landesverbandes Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland und Geschäftsführer der Fresenius Kabi Deutschland GmbH) für uns eingeschätzt.

Frank Lucaßen, Vorsitzender des BPI Landesverbandes Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland und Geschäftsführer der Fresenius Kabi Deutschland GmbH
Frank Lucaßen, Vorsitzender des BPI Landesverbandes Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland und Geschäftsführer der Fresenius Kabi Deutschland GmbH

Herr Lucaßen, ist die Digitalisierung in der Pharmaindustrie bereits voll angekommen?

Die Digitalisierung ist in den letzten Jahren auch in der Pharmaindustrie zunehmend spürbar geworden. Schon heute beschäftigen wir uns intensiv mit zukunftsweisenden Themen und Trends, die ohne Digitalisierung nur selten auskommen. Noch ist der Digitalisierungsgrad der einzelnen Akteure des Gesundheitswesens zu heterogen, um vollständig digital miteinander interagieren zu können. Doch das große Potenzial wurde zweifelsohne auf allen Seiten erkannt.

Was hat sich durch die Digitalisierung für pharmazeutische Unternehmen verändert?

Die fortschreitende Digitalisierung hat einen nachhaltigen Einfluss auf interne Denk- und Arbeitsweisen pharmazeutischer Unternehmen. Sie ermöglicht es, Strukturen und Prozesse schlanker zu gestalten und gleichzeitig auf Patientenbedürfnisse flexibler reagieren zu können. Vor allem aber fördert die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle, die bisher so nicht denkbar gewesen wären. Trends wie Big Data und Smart Devices eröffnen uns Möglichkeiten, digitale Lösungen für eine bessere Versorgung von Patienten zu entwickeln. Und genau diese Lösungen benötigen pharmazeutische Unternehmen, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Nämlich dann, wenn wir vermehrt mit Markteintritten großer Technologieunternehmen, wie z.B. Google konfrontiert sein werden.

Eine Erweiterung des aktuellen E-Health-Gesetzes wird derzeit viel diskutiert. Welche Ziele sollen mit der Digitalisierung noch erreicht werden?

Das E-Health-Gesetz bildet die Basis für die Realisierung einer digitalen Pharmaindustrie und enthält einen konkreten Fahrplan für die Einführung einer digitalen Infrastruktur. Damit wird der Weg geebnet, um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können. Darüber hinaus kann Digitalisierung uns dabei helfen, den Patienten mit all seinen Bedürfnissen noch besser zu verstehen. Real-Life-Daten, welche im Alltag anonymisiert gewonnen werden können, sind hierfür eine wertvolle Informationsquelle. Sie ermöglichen uns Einblicke in die Versorgungssituation von Patienten und stellen eine sinnvolle Ergänzung zu klinischen Studien dar.

Welche Herausforderungen bringt die Vision einer digitalisierten Pharmawelt mit sich? Und welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um diese zu meistern?

Nicht nur kleinere Player der Pharmaindustrie, sondern auch etablierte Unternehmen werden vor vielfältige Herausforderungen gestellt. Vor allem der Umgang mit hochsensiblen Patientendaten gestaltet sich für alle komplex. Die Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, gerade auch im Hinblick auf die neue Datenschutz-Grundverordnung, muss dabei höchste Priorität haben. Hier benötigen wir handhabbare Regelungen seitens der Politik, um Datensicherheit im unternehmerischen Alltag zu gewährleisten. Nur so können wir unserer Verantwortung im Rahmen der Digitalisierung gerecht werden und Verlässlichkeit für alle Beteiligten schaffen.

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 Sula Lockl

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