Zahlen und Fakten: Entwicklung in Hessen

Die Branche in Zahlen: Ein Jahr großer Herausforderungen

Das Jahr 2022 hat die deutsche Industrie vor besonders große Herausforderungen gestellt. Der Ausbruch des Ukrainekriegs, die sich anschließende Energiekrise und die grassierende Inflation – all das hat unser wirtschaftliches Umfeld im vergangenen Jahr schwer belastet. Dies spiegelt sich auch in der hessischen Chemie- und Pharmakonjunktur wider.

Nach einem noch guten Start im Januar 2022 wurden die Unternehmen bereits im Frühjahr durch drastische Kostensprünge bei Energie und Rohstoffen, gepaart mit Lieferengpässen bei Vorprodukten, massiv belastet.

Einige Unternehmen der chemischen Industrie mussten in der Folge ihre Produktion drosseln. Die Marktpreise für chemische Erzeugnisse stiegen deutlich an, was auch zu einem Einbruch der Nachfrage führte. Der am Jahresende zu verzeichnende Umsatzzuwachs ist somit auf die Preissteigerungen zurückzuführen und generiert sich nicht aus echtem Wachstum!

Real musste die Chemiesparte vielmehr einen dramatischen Rückgang der Produktion verkraften, während die hessische Pharmaindustrie noch einigermaßen stabil durch das Jahr 2022 kam.

Bezogen auf die gesamte Branche verzeichneten wir insgesamt einen Produktionsrückgang um 5,2 Prozent. Dies ist keine gesunde Entwicklung! Denn anders als nach der Finanz- und der Corona-Krise können wir dieses Mal vermutlich auch nicht mit einer schnellen Erholung rechnen. Der Gesamtumsatz für das zurückliegende Jahr stieg auf 34,5 Milliarden Euro (plus 8,4 Prozent) an. Die Beschäftigung konnte mit 61.000 Beschäftigten weitgehend stabil gehalten werden (minus 0,6 Prozent).

Getrennt voneinander betrachtet, ergibt sich für Chemie und Pharma folgendes Bild:


Klassische Chemie 2022: Hohe Preise treiben Umsätze


  • Die energieintensive klassische Chemie war besonders von den historisch hohen Energie- und Rohstoffkosten betroffen. Der hohe Kostendruck führte teilweise zur Drosselung der Produktion und zur Anhebung der Verkaufspreise für Chemie- Erzeugnisse (plus 24,7 Prozent). Auf die Marktnachfrage wirkte sich dies im weiteren Verlauf negativ aus: Die Auftragseingänge brachen um 15,3 Prozent ein. Die Produktion ging in der Folge um 12,3 Prozent zurück.
  • Betrachtet man das Jahr 2022 im Rückblick, so ist die Wirtschaftsentwicklung immer weiter unter Druck geraten. Lag das Umsatzplus am Jahresanfang noch bei 25 Prozent, so schrumpfte es schließlich auf 8,8 Prozent im Gesamtergebnis des Jahres zusammen. Im Dezember lag die Produktion in den klassischen Chemiesparten auf ihrem niedrigsten Wert seit 13 Jahren und war damit so gering wie zu Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009.
  • Der Umsatz stieg auf 19 Milliarden Euro an, die Schere zwischen nominaler und realer Wirtschaftsentwicklung war aber selten so weit geöffnet wie im zurückliegenden Jahr.


Pharmaindustrie weniger stark betroffen


  • Die aufgrund ihrer Struktur weniger konjunkturabhängige Pharmaindustrie wurde von den aktuellen Krisen weniger stark getroffen als die klassische Chemie.
  • Allerdings kämpfen die Unternehmen mit den bekannten Problemen wie Preismoratorium, Rabattverträgen und den Auswirkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes.
  • Die Pharmaindustrie in Hessen erreichte im Jahr 2022 einen Gesamtumsatz von 15,4 Milliarden Euro und damit 7,8 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Verkaufspreise stiegen im Jahresvergleich um 2,3 Prozent an. Die Produktion wurde um 5,1 Prozent gesteigert. Allerdings schwächte sich auch hier die Dynamik im Jahresverlauf 2022 deutlich ab, auch weil die Nachfrage nach Impfstoffen zurückging.


Download: Zahlentableau Frühjahr 2023PDF | 734 kB | Stand: 30. Mai 2023

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