Trinkwasserrichtlinie

EU-Kommission setzt Stoffe auf „Beobachtungsliste“

15. Februar 2022 | Bericht

Das Trinkwasser in der Wasserversorgungskette der EU muss künftig genauer auf zwei endokrin wirksame Verbindungen überwacht werden.

Bis zum 12.01.2023 müssen die EU-Mitgliedstaaten die europäische Trinkwasserrichtlinie in nationales Recht umsetzen. © noon@photo/stock.adobe.com
Bis zum 12.01.2023 müssen die EU-Mitgliedstaaten die europäische Trinkwasserrichtlinie in nationales Recht umsetzen. © noon@photo/stock.adobe.com

Wie in dem seit 2021 geltenden EU-Vorschriften für Trinkwasser vorgeschrieben, hat die EU-Kommission kürzlich eine erste „Beobachtungsliste“ mit neu auftretenden Verbindungen erstellt, die überwacht und bei Bedarf reduziert werden sollen: Beta-Estradiol und Nonylphenol.

Nach Auffassung des VCI passt die Aufnahme zweier neuer Stoffe auf die Beobachtungsliste exakt zur „Null-Schadstoffstrategie“ der Brüsseler Behörde. Daran schließt sich allerdings die Frage an, wie man beispielsweise mit auffälligen Befunden im Trinkwasser umgehen möchte. So wird man das Hormon Beta-Estradiol aus der Hormonbehandlung kaum verbieten können. Zu erwarten ist eher, dass die Politik eine vierte Reinigungsstufe fordert, vermutet der Chemieverband.

Nonylphenole werden hauptsächlich für die Produktion von Nonylphenolethoxylaten genutzt. Diese nichtionischen Tenside sind in Deutschland reguliert. Sie haben aber in den letzten Jahren als „blinder Passagier“ in importierten Bekleidungstextilien zu auffälligen Befunden in Oberflächengewässern geführt. Wie die Politik hier bei möglichen Befunden reagieren möchte, ist ebenfalls unklar. Grundsätzlich sind importierte Bekleidungstextilien mit Spuren dieser Stoffe verkehrsfähig – auch wenn der Anhang 38 „Textilherstellung“ den Einsatz von Alkylphenolethoxilaten (APEO) bei Textilherstellung in Deutschland nicht zulässt.

Frist läuft

Nach Erstellung der Überwachungsliste haben die Mitgliedstaaten bis zum 12.01.2023 Zeit, Überwachungsvorschriften für die gesamte Trinkwasserversorgungskette einzuführen und Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Richtwerte überschritten werden. Sollten im Laufe der Zeit neue Stoffe auftauchen, die wahrscheinlich im Trinkwasser vorhanden sein könnten und ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellen würden, wird die EU-Kommission diese in die Liste aufnehmen. Hierzu zählen zum Beispiel endokrine Disruptoren, Wirkstoffe oder Mikroplastik. Dieser neue Mechanismus soll dazu beitragen, die Ziele der EU-Chemikalienstrategie und des Null-Schadstoff-Aktionsplans zu erreichen, so die EU-Kommission.

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Dr. Thomas Kullick

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Dr. Thomas Kullick

Anorganische Schwefelverbindungen, Boden- und Gewässerschutz