Ukraine-Krieg

Folgen für die Gasversorgung

02. März 2022 | Bericht

Deutschland ist bei der Gasversorgung derzeit in hohem Maße von Gaslieferungen aus Russland abhängig.

Deutschland ist bei der Gasversorgung derzeit stark von Gaslieferungen aus Russland abhängig. © Photocreo Bednarek/stock.adobe.com
Deutschland ist bei der Gasversorgung derzeit stark von Gaslieferungen aus Russland abhängig. © Photocreo Bednarek/stock.adobe.com

2020 kamen 55 Prozent des Erdgases aus Russland. Die europäische und die deutsche Politik müssen jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um die Gasversorgung sicherzustellen und den Bezug zu diversifizieren. Dazu gehören Überlegungen, ob die Gasproduktion in Europa kurz- und mittelfristig hochgefahren werden kann – etwa in den niederländischen Gasfeldern. Außerdem sollten die Voraussetzungen für den Bezug von Flüssiggas (LNG) überprüft und optimiert werden. Die EU verfügt über 26 LNG-Terminals, davon ist allerdings keines in Deutschland angesiedelt.

Weiterer Preisanstieg wahrscheinlich

Kurz- und mittelfristig ist trotz Gegenmaßnahmen mit steigenden Gaspreisen zu rechnen. Flüssiggas vom Weltmarkt und Gas aus europäischer Förderung ist teurer als Erdgas aus Russland. Sollte Gas in Europa sogar knapp werden, könnte die Lage für energieintensive Branchen wirtschaftlich sehr problematisch werden: Den Chemieunternehmen drohen in diesem Fall explodierende Preise für Erdgas bei einem ohnehin historisch extrem hohen Preisniveau. Das wird besonders für Unternehmen zum Problem, die die gestiegenen Kosten nicht weitergeben können – etwa im scharfen internationalen Wettbewerb.

Kurzfristige Krisenreaktionsmöglichkeiten schaffen

Diversifizierung und Förderausweitung wirken mittel- bis langfristig. Die Politik muss sich aber auch Gedanken darüber machen, wie sie im Sinne der Krisenresilienz auf extreme Preisschocks zeitnah reagieren kann. EU und nationale Regierungen sollten dazu den Regulierungsrahmen so anpassen, dass auf kurzfristige Problemlagen reagiert werden kann – zum Beispiel durch Preiskompensationen.

Langfristig ist es klimapolitisch und standortstrategisch notwendig, dass sich die europäische Volkswirtschaft von fossilen Rohstoffen unabhängiger macht und auf erneuerbare Energiequellen umsteigt. Aber auch in Zukunft werden Energieimporte, etwa von grünem Wasserstoff oder von LNG für die Energieerzeugung als Brückentechnologie für das Ziel Klimaneutralität notwendig sein. Hier sollte von Beginn an auf eine Diversifizierung der Einfuhrquellen geachtet werden.

Verwendung von Erdgas in der Chemie- und Pharmaindustrie

Die Branche setzt derzeit rund 2,8 Millionen Tonnen Erdgas als Rohstoff (27 % des Gesamtverbrauchs) und 99,3 Terawattstunden Erdgas (73 Prozent des Verbrauchs) für die Energieerzeugung ein.

Außenhandel der Branche (Chemie und Pharma) mit Russland und Ukraine

  • Rund 2,4% (=5,6 Mrd. Euro) der deutschen Ausfuhren gingen 2021 nach Russland. In der Rangliste für Europa (inkl. Schweiz und UK) bedeutet das Platz 10 gleichauf mit Tschechien.
  • Der Anteil der Branchenausfuhren in die Ukraine lag bei 0,5 Prozent (Wert=1,7 Mrd. Euro). Das entspricht in der EU dem Ausfuhranteil nach Slowenien (Platz 18), global gesehen der Größenordnung der Ausfuhren nach Singapur und Thailand.
  • Die Exporte in die Krisenregion Russland, Belarus und Ukraine machten im letzten Jahr insgesamt 3 Prozent aller Ausfuhren aus. Der Auslandsumsatz der Branche belief sich 2021 insgesamt auf 136 Milliarden Euro.
  • Zum Vergleich die Export-Anteile anderer Länder und Regionen: Niederlande: 7,9% (Platz 1 in der EU), Frankreich: 6,8%; Großbritannien 4,4%, USA: 11,9%, China: 4,9, Japan 2,1%.

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 Jürgen Udwari

Kontaktperson

Jürgen Udwari

Pressesprecher Energie, Klimaschutz und Rohstoffe