EU-Embargo für russisches Öl

Öl ist Basis für Chemieproduktion

04. Mai 2022 | Pressemitteilung

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Die EU-Kommission hat ein weiteres Sanktionspaket mit einem Embargo für russische Ölimporte vorgestellt.

Öl ist die Basis für die Chemieproduktion. © MFV/stock.adobe.com
Öl ist die Basis für die Chemieproduktion. © MFV/stock.adobe.com

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) unterstützt den Boykott, weist aber darauf hin, dass die Maßnahme selbst bei einem Vorlauf von einigen Monaten kein Spaziergang für die Branche wird.

„Es gilt das Primat der Politik, wir haben mit diesem Schritt gerechnet. Dank eines Kraftaktes von Politik und Wirtschaft in den letzten Wochen scheint die Versorgung über veränderte Bezugsquellen gesichert. Sorgen machen uns aber die dadurch zu erwartenden weiteren Preisanstiege für Rohöl und damit auch der Rohstoffpreise. Die Wettbewerbsfähigkeit der Branche wird mehr und mehr belastet“, sagt VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.

Ein Embargo der EU für Erdöl aus Russland stellt für die Branche kein so gravierendes Problem für die Rohstoffversorgung dar wie ein Lieferstopp für Erdgas. Erdöl – beziehungsweise der für die Chemie relevante Bestandteil Naphtha (Rohbenzin) – ist auf dem Weltmarkt aus verschiedenen Regionen verfügbar. Die Belieferung via Pipeline oder Tanker ist etabliert, es müssen aber noch Probleme bei der Logistik innerhalb Deutschlands insbesondere zur Versorgung von Ostdeutschland gelöst werden.

Naphtha – wichtigster Rohstoff für die Branche

Die chemisch-pharmazeutische Industrie benötigt mehr als 14 Millionen Tonnen Naphtha (Rohbenzin) im Jahr für die Produktion von organisch-chemischen Stoffen. Naphtha ist ein Bestandteil des Erdöls, der in Raffinerien durch Destillation gewonnen wird. Aus einem Fass Öl geht so etwa ein Siebtel als Rohstoffbasis in die Chemie. Mit einem Anteil von rund 72 Prozent ist Naphtha der mit Abstand wichtigste Rohstoff der Branche, gefolgt von Erdgas (14%) und Biomasse (13%). Aus Naphtha wird in diversen Anlagen eine Vielzahl von Grundchemikalien erzeugt, die in den weiteren Folgestufen der chemischen Wertschöpfung zum Beispiel für die Herstellung von Kunststoffen, Chemiefasern, Medikamenten oder Autoreifen benötigt wird.

Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2022 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 260 Milliarden Euro um und beschäftigten knapp 550.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Kontakt: VCI-Pressestelle, Telefon: 069 2556-1496, E-Mail: presse@vci.de
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