Digitale Diskussionsveranstaltung

Sustainable Finance – Treiber für mehr Nachhaltigkeit?

23. Juni 2020 | Bericht

Grüne und nachhaltige Finanzprodukte boomen. Die EU-Kommission hat 2018 eine Sustainable-Finance-Strategie auf den Weg gebracht, um nachhaltige Investitionen zu fördern. Auch in Deutschland hat der Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung in seinem Zwischenbericht die Bedeutung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft zur Erreichung von Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen betont.

Bei der digitalen Diskussionsveranstaltung „Sustainable Finance – Regulatorische Anforderungen und praktische Umsetzung“ ging es unter anderem um nachhaltige Investitionen. - Bild: © jagritparajuli99/pixabay.com
Bei der digitalen Diskussionsveranstaltung „Sustainable Finance – Regulatorische Anforderungen und praktische Umsetzung“ ging es unter anderem um nachhaltige Investitionen. - Bild: © jagritparajuli99/pixabay.com

Vor diesem Hintergrund fand am 10. Juni 2020 im Rahmen der VCI-Veranstaltungsreihe „Chemie im digitalen Dialog“ eine digitale Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Sustainable Finance – Regulatorische Anforderungen und praktische Umsetzung“ statt. Was sind die richtigen Vorzeichen zur erfolgreichen Gestaltung eines Rahmens für nachhaltige Investitionen in Deutschland und Europa? Was sind die Erwartungen der Politik und Zivilgesellschaft an die Industrie? Diese und weitere Fragen diskutierten Andrea Dreifke-Pieper (WWF), Markus Ferber (MdEP), Stefan Haver (Evonik) und Dr. Lothar Rieth (EnBW) mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung.

Andrea Dreifke-Pieper betonte, dass die Erreichung der Globalen Nachhaltigkeitsziele und Klimaschutzziele das Zusammenwirken von Politik, Finanz- und Realwirtschaft erforderlich mache. Bestehende Ansätze, wie zum Beispiel die klimaneutrale Chemie in 2050, gelte es umzusetzen, so Dreifke-Pieper. Transparenz über den Nachhaltigkeitsfortschritt und die Definition von steuerungsrelevanten Daten sei dabei enorm wichtig, damit Finanzmarktakteure wirksam agieren könnten.

Markus Ferber machte die Rolle der Europäischen Ebene bei der Gestaltung der Sustainable-Finance-Taxonomie deutlich. Alleingänge auf der nationalen Ebene seien nicht sinnvoll, so Ferber. Wichtig sei auch, die Wettbewerbsfähigkeit im Blick zu behalten. Europa sei keine Insel und müsse sich auch auf globaler Ebene für einen gemeinsamen Bewertungsmaßstab engagieren.

Stefan Haver verwies auf die Arbeit des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung. Als Beratungsgremium sei es mit Stakeholdern aus unterschiedlichen Bereichen breit besetzt und zeige die Vielfalt der Meinungen, die es bei diesem Thema gebe. Es gehe um das Austarieren divergierender Interessen. Dies käme im Zwischenbericht deutlich zum Ausdruck, so Haver.

Dr. Lothar Rieth unterstrich in seinem Impuls, dass es wichtig sei, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Bei der Ausgestaltung der Taxonomie sei Augenmaß und eine für Unternehmen praktikable Umsetzung erforderlich.

In der Diskussion wurde deutlich, dass Sustainable Finance einen wichtigen Beitrag zur Innovationsförderung leisten und eine gewisse Lenkungswirkung erzielen kann, um die Investitionslücken zur Erreichung der Klimaziele 2050 zu schließen. Bei der Frage, wann eine Integration der sozialen Dimension in die Taxonomie stattfinden werde, verwies die Politik auf einen späteren Zeitpunkt. Zum Tempo der Umsetzung gab es unterschiedliche Meinungen. Einig waren sich aber alle darin, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt sein muss und ein „Bürokratiemonster“ vermieden werden sollte.

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