TUIS-Einsatzbericht

Austritt von Wasserstoffperoxid in Walzwerk

03. April 2018 | Bericht

In unregelmäßigen Abständen geben die TUIS-Werkfeuerwehren einen Einblick in ihre praktische Arbeit. Im vorliegenden Fall geht es um das Auslaufen von Wasserstoffperoxid im Keller der Beizhalle eines Walzwerks. Der Stoff wird dort bei der Herstellung von korrosionsbeständigem Edelstahl verwendet.

Ein Fall für Teamwork im TUIS-Netzwerk: Die Chemie-Werkfeuerwehr Hexion unterstützte die öffentlichen Gefahrenabwehrkräfte nach dem Austritt von Wasserstoffperoxid in der Beizhalle eines Walzwerks. - Foto: © Hexion
Ein Fall für Teamwork im TUIS-Netzwerk: Die Chemie-Werkfeuerwehr Hexion unterstützte die öffentlichen Gefahrenabwehrkräfte nach dem Austritt von Wasserstoffperoxid in der Beizhalle eines Walzwerks. - Foto: © Hexion

Lage:

Ungewöhnlicher Einsatzort für eine TUIS-Werkfeuerwehr: ein Walzwerk. Dort waren im Dezember 2017 rund 1.000 Liter Wasserstoffperoxid aus ungeklärter Ursache im Keller der Beizhalle ausgelaufen. Wasserstoffperoxid ist eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Es wirkt stark ätzend: Es ist ein Bleichmittel, das häufig für das Bleichen von Holz verwendet wird, aber auch stark verdünnt zum Färben der Haare oder in der Zahnmedizin eingesetzt wird. In einem Walzwerk wird es in der Beizanlage für Edelstahl benötigt.

Hilfe:

Die Kreisleitstelle Märkischer Kreis forderte von der TUIS-Werkfeuerwehr Hexion in Iserlohn-Letmathe zunächst ein spezielles Messgerät an, mit dem Wasserstoff in der Luft nachgewiesen werden kann. Denn der Anlagenbetreiber ging davon aus, dass das Wasserstoffperoxid reagiert hat. Daher vermuteten die örtlichen Einsatzkräfte, dass dabei Wasserstoff entstanden ist.

Vor Ort wiesen die öffentlichen Helfer den TUIS-Fachberater ein. Seine Lagebeurteilung ergab: Es könnten weitere Stoffe wie Schwefelsäure oder Salzsäure ausgetreten sein. Und dies könnte möglicherweise zu weiteren Reaktionen führen, bei denen zum Beispiel sogenannte nitrose Gase oder Chlor entstehen. Daher hat der TUIS-Spezialist sofort weitere Sicherheitsvorkehrungen empfohlen: So wurde beispielsweise der Absperrradius zum Unfallort vergrößert. Außerdem sollten die Gefahrenabwehrkräfte zur eigenen Sicherheit Chemikalienschutzanzüge anlegen.

Anschließend besprach der TUIS-Fachberater mit der Einsatzleitung das weitere Vorgehen. Dazu gehörten beispielsweise das Sicherstellen des Brandschutzes und die Ausrüstung des Sicherheitstrupps mit Schutzanzügen sowie das Messen der Chemikalienkonzentration in der Luft.

Die Mitarbeiter der Werkfeuerwehr Hexion bereiteten schließlich die Messgeräte für den Einsatz vor. Auf dem Weg zum Einsatzfahrzeug schlug das Messgerät Alarm, weil in der Luft die Wasserstoff-Konzentration erhöht war. Da möglicherweise Explosionsgefahr bestand, ließ der Fachberater TUIS sofort alle Einsatzfahrzeuge und Aggregate in der Nähe des Unfallortes abschalten. Während weiterer Erkundungsmaßnahmen durch die TUIS-Spezialisten und der örtlichen Feuerwehr schien sich die Vermutung zu bestätigen, dass weitere Stoffe bei der Reaktion beteiligt waren. Daher forderten die TUIS-Experten weitere Messgeräte vom Standort der Werkfeuerwehr sowie zwei Wasserlüfter zum Belüften der Beizhalle an. So sollte die etwaige Explosionsgefahr gebannt werden.

Nachdem weitere Werkfeuerwehrmänner von Hexion mit Messgeräten eingetroffen waren, erkundeten sie zunächst den Keller der Beizhalle. Dort fanden sie keine erhöhten Messwerte für Wasserstoff vor. Zusätzlich prüften sie, ob Schwefelsäure entstanden war. Auch diese Messergebnisse waren negativ. Da der Keller direkt mit der Beizhalle verbunden war, erkundeten die TUIS-Fachleute anschließend auch die Halle. Denn es bestand die Gefahr, dass sich dort Gase ausgebreitet haben; vor allem Wasserstoff, der leichter als Luft ist. Doch es gab Entwarnung: keine erhöhten Messwerte. Schließlich waren alle Bereiche kontrolliert. Nach rund zwei Stunden war der Einsatz beendet..

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Monika von Zedlitz

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