Neuntes EU-Forschungsrahmenprogramm
Schlüsseltechnologien bleiben im Fokus
Forschung und Entwicklung sind die Triebfedern moderner Volkswirtschaften. Die EU bündelt ihre Aktivitäten zur Stärkung der Innovationskraft daher in Forschungsrahmenprogrammen (FRP). Die Planungen für das neunte Programm befinden sich aktuell in der entscheidenden Phase. Welche Rolle Schlüsseltechnologien wie Nano- und Biotechnologie dabei spielen sollen, wurde Mitte Mai auf einer vom VCI mitorganisierten Konferenz in Brüssel diskutiert.

Am 7. Juni 2018 stellte die Europäische Kommission ihre Pläne für ihr neuntes Forschungsrahmenprogramm vor. Es wird für die Jahre 2021-2027 gelten. Aus diesem Anlass hat der VCI gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU mit einer Veranstaltung unter dem Titel „Die Rolle von Schlüsseltechnologien für Europas Wettbewerbsfähigkeit“ eine Diskussionsplattform geboten. Etwa 130 Gäste waren der Einladung nach Brüssel gefolgt.
Die Europäische Kommission hatte zur Überprüfung ihrer Forschungspolitik eine hochrangige Strategiegruppe zu industriellen Technologien eingesetzt.
Ihr Vorsitzender, Jürgen Rüttgers, erläuterte auf der Konferenz deren Ergebnisse: „Wir haben die europäische Forschungsförderung und die praktische Umsetzung der Programme überprüft und neue übergeordnete Ziele formuliert.“
Eine Erkenntnis der „schonungslosen Analyse“ sei, dass es in der EU seit der Jahrtausendwende kaum noch Produktivitätswachstum gegeben habe. „Das hat den gesellschaftlichen Verteilungsspielraum massiv eingeschränkt. Wir müssen mit mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) das Produktivitätswachstum ankurbeln, die Wettbewerbsfähigkeit verbessern und damit innovatives Wachstum erreichen“, so Rüttgers.
Kemal Malik, Vorstandsmitglied der Bayer AG, betonte in seinem Vortrag, dass industrielle Forschung und Entwicklung zur Lösung drängender gesellschaftlicher Probleme wie der Heilung bislang unheilbarer Krankheiten beiträgt. „Das neue FRP muss daher weiter einen Schwerpunkt auf die industrielle Dimension von Forschung legen und dies mit ausreichenden Mitteln unterlegen.“ Er machte auch klar, dass sich die EU in einem scharfen internationalen Innovationswettbewerb befindet: „Die EU muss die Rahmenbedingungen so attraktiv ausgestalten, dass Unternehmen in Europa in FuE an Schlüsseltechnologien investieren. Bei zentralen biotechnologischen Verfahren etwa sind die USA meilenweit führend und China holt rasant auf.“ Als Beispiele nannte er die Life Sciences-Themen Gene- Editing, Stammzellforschung sowie den Agrarbereich.
Die Meinung der Europäischen Kommission brachte ihr neuer Generaldirektor für Forschung und Innovation, Jean-Eric Paquet, ein: „Für die Kommission ist die Industrie zentraler Bestandteil ihrer Forschungspolitik. Dabei spielen Schlüsseltechnologien eine wichtige Rolle.“
Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, sagte, dass das neue FRP die gesamte Innovationskette von der Idee bis zur Markteinführung abdecken müsse. „Der europäische Mehrwert ist die Verbundforschung auf europäischer Ebene. Dadurch wird der Pool möglicher Partner deutlich erweitert.“
Der Europaabgeordnete Christian Ehler nahm die Mitgliedstaaten in die Pflicht, im nächsten Finanzrahmen der EU die nötigen Mittel für ein ehrgeiziges FRP bereitzustellen. Er kritisierte aber auch, dass die Ausgaben der Industrie für Forschung und Entwicklung EU-weit betrachtet zurückgehen.