19. März 2019 | Bericht
Der EU-Binnenmarkt hat eine herausragende Bedeutung für die 2.000 Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland. Darauf wies VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann vor Journalisten Mitte März in Frankfurt hin. Zu keiner anderen Region in der Welt sind die Handelsbeziehungen der drittgrößten Branche so robust und so ausgeprägt. Aber auch mit Produktionsstätten sind die Unternehmen im europäischen Ausland vertreten. Sie investieren dort in Sachanlagen sowie in Forschung und Entwicklung.

Die deutsche Chemie ist eine stark exportorientierte Branche: 60 Prozent der Umsätze erwirtschaften die Unternehmen im Ausland. Der europäische Binnenmarkt spielt hier eine bedeutende Rolle. 2017 gingen Exporte im Wert von über 115 Milliarden Euro in die 27 anderen Mitgliedstaaten der EU. Das ist mehr als die Hälfte aller ins Ausland verkauften chemischen und pharmazeutischen Produkte. Rechnet man den Inlandsumsatz hinzu, so erwirtschaften die Unternehmen über 75 Prozent ihres Umsatzes mit Kunden in der EU.

Tillmann: „Man kann also mit Recht sagen: Die Europäische Union ist der Heimatmarkt der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Unser erster Blick bei der Analyse der Konjunktur wie auch der Industriepolitik gilt daher stets der Situation in Europa.“ Schwächt sich die Wirtschaft auf dem Kontinent ab, sei die Branche direkt betroffen. Sind die industriepolitischen Rahmenbedingungen in Europa dagegen gut, profitieren die Unternehmen hiervon in besonderem Maße, betonte der VCI-Hauptgeschäftsführer.
Mit Kunden und Lieferanten eng vernetzt
In der Branche ist die europäische Integration weit vorangeschritten. Die Unternehmen sind mit ihren Kunden und Lieferanten in der EU eng vernetzt. Das wird an der rasanten Entwicklung des Chemie- und Pharmahandels zwischen Deutschland und den übrigen EU-Ländern deutlich: Exporte und Importe haben sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.
INFOGRAFIK: Außenhandel der Branche mit den EU-Staaten
Exporte, Importe und Außenhandelssaldo 2000 bis 2018, in Milliarden Euro

Die wichtigsten Handelspartner in der EU sind die Niederlande, Belgien und Frankreich. Über 60 Prozent der Einfuhren von Chemikalien und Arzneimitteln stammen heute aus dem EU-Raum. Diese Importe summierten sich zuletzt auf gut 94 Milliarden Euro.
INFOGRAFIK: Chemie- und Pharmaexporte nach Regionen
2018, gerundete Anteile in Prozent

Wegen der starken Verflechtung investieren deutsche Chemieunternehmen auch stark in Sachanlagen in anderen Mitgliedstaaten der EU. Rund 30 Prozent der Auslandsinvestitionen entfallen derzeit auf den EU-Raum.
Das Auslandsgeschäft mit der Region EU trägt ganz wesentlich zum Erhalt der überdurchschnittlich gut bezahlten Arbeitsplätze der Branche in Deutschland bei. Unternehmen wie Mitarbeiter haben daher ein gemeinsames Interesse am Erhalt und an der Stärkung des Binnenmarkts. Das ist umso wichtiger vor dem Hintergrund des voraussichtlichen Ausscheidens der Briten aus der Europäischen Union.
An der Seite der EU-Befürworter
Die Branche ist sich des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Stellenwertes der EU sehr bewusst. Sie steht daher zum Projekt Europa und an der Seite seiner Befürworter. An verschiedenen Standorten von VCI-Mitgliedsunternehmen finden deshalb sogenannte Europadialoge statt: Die Unternehmen laden dafür Mitarbeiter und Nachbarn zur Diskussion mit Europaabgeordneten aus ihrem Wahlkreis ein. Der VCI unterstützt die Organisation dieser Veranstaltungen.
Außerdem ruft der VCI die Mitarbeiter der Branche dazu auf, am 26. Mai wählen zu gehen. Um die Bedeutung der EU für die chemische Industrie zu verdeutlichen, hat der VCI die Informations- und Mitmachkampagne „Ja zu Europa“ gestartet.
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Stud. Ass. Manfred Ritz
Bereichsleitung Medien und Redaktion, Handelspolitik
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