VCI-Präsident Kullmann auf dem Handelsblatt Energiegipfel

„Strompreis runter“ muss auf die Wahlplakate

15. Januar 2021 | Bericht

VCI-Präsident Christian Kullmann hat sich auf dem Handelsblatt-Energiegipfel für eine neue Energiepolitik in Deutschland stark gemacht. „Das Mantra, Energie knapp und teuer zu machen“, erfahre derzeit einen Schwenk um 180 Grad. Denn für den Klimaschutz werde viel mehr und günstigerer Strom gebraucht.

Die Forderung „Strompreis runter“ muss aus Sicht von VCI-Präsident Kullmann auf die Plakate aller Parteien für die Bundestagswahl 2021. - Bild: © Calado - stock.adobe.com/Visdia - iStockphoto.com
Die Forderung „Strompreis runter“ muss aus Sicht von VCI-Präsident Kullmann auf die Plakate aller Parteien für die Bundestagswahl 2021. - Bild: © Calado - stock.adobe.com/Visdia - iStockphoto.com

Der VCI-Präsident erneuerte auf dem wichtigsten Branchentreff des Energiesektors das Bekenntnis der deutschen Chemie für eine treibhausgasneutrale Produktion bis 2050. Die Mitgliedsunternehmen des VCI arbeiteten bereits an neuen Verfahren, um dieses Ziel umzusetzen. Christian Kullmann: „Ohne die richtigen Rahmenbedingungen bleibt die Vision der Treibhausgas-Neutralität in einer energieintensiven Branche aber ein Wunschtraum. Damit aus dem Traum Realität wird, braucht es passende Rahmenbedingungen. Das liegt in der Macht der Politik.“ Die Gesellschaft müsse sich gleichzeitig darauf einstellen, dass Klimaschutz auch hohe Kosten mit sich bringt.

Als zentralen Faktor sieht Kullmann die Stromversorgung. Der VCI-Präsident erinnerte daran, dass eine treibhausgasneutrale Chemie zehn Mal so viel Strom wie heute benötige. Aber auch in der Stahlindustrie, im Verkehr und im Wärmesektor werde der Strombedarf kräftig steigen. Christian Kullmann: „Wir gönnen uns den Luxus, aus der treibhausgasarmen Kernkraft auszusteigen und teils hochmoderne Kohlekraftwerke abzuschalten. Der hoch subventionierte Ausbau der erneuerbaren Energien kann diesen Ausfall nicht wettmachen. Nach allen Berechnungen werden wir in Deutschland daher zu wenig Strom haben, und der ist obendrein noch viel zu teuer.“

Denn neben der Verfügbarkeit ist es laut Kullmann auch um den Strompreis nicht gut bestellt: Deutschland gehöre zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen der Welt. Für Unternehmen aus dem Mittelstand bringe das schwere Wettbewerbsnachteile mit sich. Aber auch entlastete Chemieunternehmen zahlten für Strom hierzulande immer noch mehr als die Wettbewerber in vielen anderen Staaten der Welt.

Kullmann plädierte daher für eine Kehrtwende in der Energiepolitik: Strom müsse viel günstiger statt immer teurer werden: „Mit der Grünstrom-Elektrifizierung der Energieversorgung, mit der Vision der Wasserstoffwirtschaft wird der Strombedarf wuchtig ansteigen. Das ist Konsequenz von Regierungshandeln und das bedeutet zugleich: Der Strompreis muss runter. Deshalb gehört die Forderung „Strompreis runter“ auf die Plakate aller Parteien für die kommende Bundestagswahl. Alles andere gefährdet den Wohlstand unserer Gesellschaft.“ Der Weg dahin könne nicht aus immer neuen Reformen des „Bürokratiemonsters Erneuerbare-Energien-Gesetz“ bestehen, so Kullmann. Die kommende Bundesregierung müsse neu überlegen, um das Ziel einer verlässlichen, bezahlbaren und klimaschonenden Stromversorgung für die kommenden Jahrzehnte zu erreichen. Dabei spiele auch die europäische Energiepolitik eine große Rolle, da Deutschland in wenigen Jahren stärker auf Stromimporte angewiesen sein dürfte.