Strom und Erdgas werden immer teurer

Energiepreise explodieren

28. Oktober 2021 | Bericht

Die Großhandelspreise für Strom und Erdgas haben sich in den letzten 12 Monaten nahezu vervierfacht.

Die Großhandelspreise für Strom und Erdgas haben sich binnen eines Jahres nahezu vervierfacht. © moquai86/stock.adobe.com
Die Großhandelspreise für Strom und Erdgas haben sich binnen eines Jahres nahezu vervierfacht. © moquai86/stock.adobe.com

Die Chemie gehört hier zu den wichtigsten Verbrauchern. Dadurch ist die Branche von den Preisexplosionen bei Strom und Erdgas besonders betroffen.

Wettbewerbsvorteil der USA wächst

Wie schnell sich die Preise bei den Unternehmen bemerkbar machen, hängt von der individuellen Beschaffungsstrategie ab. Erste Auswirkungen sind jedoch bereits sichtbar: Die sehr erdgasintensive Ammoniakproduktion wurde an mehreren Standorten in Europa gedrosselt.

Hauptursache für die Preisanstiege ist eine unerwartet schnelle wirtschaftliche Erholung nach den pandemiebedingten Einbrüchen, insbesondere in Asien, die die Nachfrage nach Energieträgern global stark ansteigen lässt. Zwar sind andere Länder weltweit von der Entwicklung ebenfalls betroffen. Allerdings ist der Anstieg der Erdgaspreise, beispielsweise in den USA aufgrund der Schiefergasförderung, weniger ausgeprägt als in Europa. Der ohnehin bereits bestehende US-Wettbewerbsvorteil vergrößert sich dadurch noch.

Zusätzlich wird der Gaspreis in Europa von den gestiegenen CO₂-Zertifikatepreisen im EU-Emissionshandel getrieben, die derzeit bei 60 Euro pro Tonne liegen. Teil der öffentlichen Diskussion ist auch der Einfluss Russlands auf den Gaspreis. Allerdings bestehen derzeit keine Anzeichen, dass Lieferverpflichtungen von russischer Seite nicht erfüllt werden.

VCI setzt sich für Industriestrompreis ein

Infolge der hohen Brennstoffkosten befinden sich auch die Strompreise auf Rekordniveau. Dazu trägt das windschwache Frühjahr zusätzlich bei. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix sank im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr von 52 auf 44 Prozent. Zwar sinkt auch durch die hohen Börsenstrompreise die EEG-Umlage für 2022 auf 3,7 ct je Kilowattstunde, für Letztverbraucher ist das aber keine Erleichterung, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup: „Was Unternehmen jetzt an Umlage sparen, zahlen sie durch die massiv gestiegenen Strompreise wieder drauf. Eine Sofortaufgabe für die kommende Bundesregierung muss daher die zeitnahe Abschaffung der EEG-Umlage sein“. Die weiter nötigen Mittel für den Ausbau der erneuerbaren Energien seien aus Haushaltsmitteln zu finanzieren.

Auch die EU-Kommission hat auf den Preisanstieg reagiert und eine „Toolbox“ veröffentlicht, deren Maßnahmen die Auswirkungen der Energiepreise eindämmen soll. Allerdings enthält diese Kommissions-Mitteilung im Hinblick auf die Industrie im Wesentlichen Maßnahmen, die ohnehin bestehen oder bereits geplant sind. Sie bietet somit keine Hilfestellung .

Im Zuge der laufenden Koalitionsverhandlungen setzt sich der VCI nach wie vor neben der Haushaltsfinanzierung der EEG-Umlage für die Einführung eines Industriestrompreises ein. Dadurch ließen sich Preissprünge, wie derzeit beobachtet, für die Industrie kompensieren.

Bis nächstes Frühjahr keine Entspannung

Für die laufende Heizperiode geht der VCI bei den Energiepreisen von einer Preisstagnation auf hohem Niveau aus. Erst ab April 2022 ist aktuell mit einer Entspannung der Situation zu rechnen.