chemie-report-Serie „Chemie 4.0 im Detail“ – Teil 16

Mehr Wettbewerb nach 5G-Auktion

22. Juli 2019 | Bericht

Mitte März 2019 war die bundesweite Auktion der Frequenzen für das Mobilfunkbreitband der Zukunft gestartet. In einem aufwändigen Verfahren versteigerte die Bundesnetzagentur 420 MHz aus den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz. Nach knapp 3 Monaten ist die Auktion Mitte Juni zu Ende gegangen.

6,5 Milliarden Euro zahlen diese vier Unternehmen für die Nutzung der neuen 5G-Mobilfunkfrequenzen. - Foto: © picture alliance/dpa
6,5 Milliarden Euro zahlen diese vier Unternehmen für die Nutzung der neuen 5G-Mobilfunkfrequenzen. - Foto: © picture alliance/dpa

Die Industrieverbände VCI, VDA, VDMA und ZVEI begrüßten das Ende der Frequenzversteigerung und die Tatsache, dass der dringend benötigte Netzausbau nun erfolgen kann. Vier Unternehmen (1&1 Drillisch, Telefónica o2, Telekom und Vodafone) waren zur Auktion zugelassen. Sie boten am Ende insgesamt 6,5 Milliarden Euro für die neuen Nutzungsrechte. Mit dem erfolgreichen Einstieg eines vierten Netzbetreibers ist es gelungen, den Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt zu stärken. Dadurch besteht die Chance, dass sich die bisher vielfach unzureichende Mobilfunkversorgung für Industrieunternehmen und Endverbraucher in Zukunft verbessert.

Bis die ersten 5G-Netze an den Start gehen, wird es aber noch etwas dauern. Zunächst müssen die Unternehmen sich auf die Aufteilung der Frequenzblöcke einigen, da im Auktionsverfahren fast ausschließlich auf Spektrum geboten wurde und nicht auf konkrete Frequenzbänder. Derweil preschen einzelne Netzbetreiber aber schon mit Marketing-Aktivitäten vor. Kaum vergeht ein Tag ohne Pressemitteilung zu Ausbauplänen oder der Verfügbarkeit von 5G-fähigen Tarifen.

Schrittweiser Ausbau

Dabei kann 5G nicht überall gleichzeitig starten. Die Frequenzen im Bereich 3,6 GHz können von den Unternehmen ab sofort in Betrieb genommen werden. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften eignen sie sich nicht sehr gut für die Versorgung von großen Flächen. Hierfür sind Frequenzen um 700 MHz deutlich besser geeignet, die die Mobilfunkbetreiber bereits 2015 im Rahmen der „2. Digitalen Dividende“ ersteigert haben. Da dort aber bis Ende Juni 2019 noch DVB-T (Digitales terrestrisches Fernsehen) ausgestrahlt wurde, war die Mobilfunk-Nutzung noch nicht möglich. Ob die Unternehmen jedoch bereits jetzt 5G in diesem Frequenzband ausbauen werden, ist fraglich, da sich diese Frequenzen auch eignen, um möglichst günstig eine gute Abdeckung in ländlichen Regionen zu gewährleisten. Daher wird hier wohl die Wahl auf LTE/4G fallen.

Ende 2020 (teils Ende 2025) laufen die Nutzungsrechte für Frequenzen im Bereich 2 GHz aus, die im Moment für UMTS/3G verwendet werden. Es ist davon auszugehen, dass erst dann verstärkt in den 5G-Ausbau investiert wird. Bis dahin hat sich auch die Verfügbarkeit von Endgeräten, die mit dem 5G-Standard umgehen können, stabilisiert. Aktuell gibt es nur wenige 5G-Smartphones auf dem Markt.

Es wird also noch eine Weile dauern, bis 5G beim Endkunden ankommt. Bis dahin übernimmt LTE/4G eine wichtige Brückenfunktion. Zuletzt investierten die Netzbetreiber verstärkt in das Schließen von LTE-Funklöchern – nicht zuletzt auch aufgrund politischen und öffentlichen Drucks.


Dieser Artikel ist im chemie report 08/2019 erschienen.

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