chemie-report-Serie „Chemie 4.0 im Detail“ – Teil 3
Eine Branche im Wandel
Die Digitalisierung ist in der Chemieindustrie angekommen. Beim Thema zirkuläre Wirtschaft gibt es interessante Ansätze. Das wurde im April auf der diesjährigen Handelsblatt-Jahrestagung „Chemie“ in Düsseldorf deutlich.

Die Digitalisierung der Branche hatte schon in den vergangenen Jahren viel Raum auf der jährlichen Tagung des Handelsblatts eingenommen. Während man aber noch vor drei Jahren die Haltung der Unternehmen mit den Schlagworten „Ausprobieren und Sondieren“ zusammenfassen konnte, war in diesem Jahr Tatendrang zu spüren. Der erste Konferenztag widmete sich dem Thema „Digitalisierung“ mit verschiedenen Vorträgen. Am zweiten Tag stand die „zirkuläre Wirtschaft“ im Mittelpunkt. Das sind die beiden Themen, denen VCI und Deloitte im vergangenen Jahr die Studie „Chemie 4.0 – Wachstum durch Innovationen in einer Welt im Umbruch“ gewidmet hatten.
VCI-Präsident Kurt Bock rief die Branche in seiner Keynote dazu auf, die Chancen der Veränderung zu nutzen. Die chemisch-pharmazeutische Industrie befinde sich durch neue Technologien, Kundenwünsche und Wettbewerber im Wandel. Aber die Branche habe in ihrer 150-jährigen Geschichte mehrfach bewiesen, dass sie technologische und gesellschaftliche Umbrüche erfolgreich bewältigen könne. Im digitalen Zeitalter lohne es sich, neue Wege zu gehen. Bock sagte: „Die Verknüpfung von digitalen Dienstleistungen mit Produkten der Chemie- und Pharmaindustrie ist der Schlüssel für zusätzliche Wertschöpfung.“ Er sprach sich gleichzeitig dafür aus, nach vorne zu blicken: „Digitale Geschäftsmodelle erfordern viel Aufmerksamkeit und Energie. Aber wir kommen voran.“
Mit neuen Ideen zum Erfolg
Internet-Plattformen kommen
Dieses Thema bildete einen Schwerpunkt der Digitalisierungsdiskussion. Felix Thalmann, BÜFA, stellte die Suchmaschine „Chembid“ vor, die sein Unternehmen gegründet hat. Geschäftsführer Christian Bürger schilderte die Funktionen der Website. Er wies darauf hin, dass in Asien schon heute Chemikalien über das Internet gehandelt werden. Der Chemikalienvertrieb werde sich daher auch in Deutschland und Europa wandeln.
Zirkuläre Wirtschaft braucht Zeit
Die Entwicklung einer zirkulären Wirtschaft geht nicht mit der gleichen Geschwindigkeit voran. Sie wird aber durch die Digitalisierung unterstützt.
VCI-Präsident Bock sagte, dass Recycler möglichst viele Informationen zu den Produkten über den gesamten Lebenszyklus benötigen, um Stoffkreisläufe herzustellen. Das werde durch die Digitalisierung möglich: „Zirkuläre Wirtschaft ist mehr als Recycling oder Abfallmanagement. Es ist eine ganzheitliche Strategie, um den Einsatz von endlichen Ressourcen zu optimieren.“ Allerdings werde die Chemie auch in Jahrzehnten noch eine öl- und gasbasierte Industrie sein.
Einen solchen Versuch im industriellen Maßstab verfolgt das Projekt Carbon4PUR, das auf der Tagung vorgestellt wurde. 14 Partner unter der Führung von Covestro wollen dabei Abgase vermeiden und Rohöl sparen. Ganz konkret sollen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid aus der Stahlindustrie zu Polyester weiterverarbeitet werden. Momentan suchen die Forscher noch nach dem richtigen Katalysator.
Dieser Artikel ist in modifizierter Form im chemie report 05/2018 erschienen.
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