chemie-report-Serie „Chemie 4.0 im Detail“ – Teil 13

Blockchain – Ein Blick in die Zukunft?

08. April 2019 | Bericht

Die in den Fokus geratene Digitalwährung Bitcoin nutzt sie und hat für gewisse Bekanntheit gesorgt. Könnte die Technologie der Blockchain auch im Gesundheitswesen und für forschende Pharmaunternehmen nutzbar sein?

Eine Blockchain ist eine endlos erweiterbare Kette von Datensätzen. Mit dieser Technologie könnten etwa Daten für klinische Studien noch sicherer gesammelt werden. - Foto: © Sashkin/stock.adobe.com
Eine Blockchain ist eine endlos erweiterbare Kette von Datensätzen. Mit dieser Technologie könnten etwa Daten für klinische Studien noch sicherer gesammelt werden. - Foto: © Sashkin/stock.adobe.com

Im Kern ist die Idee ebenso einfach, wie genial: Statt auf zentrale Datenspeicherung, setzt das Konzept der Blockchain auf dezentralen Datenaustausch. Die junge Technologie wird meist im Zusammenhang mit der digitalen Währung Bitcoin genannt. Dem ausschließlichen Interesse von Tech-Nerds im Finanzsektor ist die Blockchain aber entwachsen. Selbst im Koalitionsvertrag der Bundesregierung findet sie Beachtung, wenn darin eine Blockchain-Strategie angekündigt wird oder das Bundesgesundheitsministerium einen Ideenwettbewerb ausschreibt.

Nutzen für das Gesundheitswesen

Zahlreiche Unternehmen, Start-ups und Investoren entwickeln und erproben bereits Ideen und Anwendungen für Blockchain-Technologien im Gesundheitswesen. Auch forschende Pharmaunternehmen arbeiten an Konzepten. Ein Anwendungsszenario besteht etwa für klinische Studien. Gesundheitsdaten könnten mit Blockchain-Verfahren gesammelt und nur dort weitergegeben werden, wo gewünscht und notwendig. Gleichzeitig können Privatsphäre und besonders sensible Informationen von Patienten noch besser geschützt werden. Das stärkt das Vertrauen von Patienten in die Forschung. Gerade klinische Studien für seltene Erkrankungen, für die nur sehr wenige Teilnehmer in Betracht kommen, könnten davon profitieren. Der Zeitaufwand für die Medikamentenentwicklung ließe sich reduzieren und Patienten könnten schneller von neuen Behandlungsoptionen profitieren.

Lieferketten immer besser schützen

Ein weiteres Anwendungsbeispiel besteht etwa in dem immer besseren Schutz von Lieferketten. Jüngst wurde etwa ein Patent für ein Verfahren angemeldet, mit dem Objekte für Maschinen digital lesbar werden. Ihnen wird dabei ein digitaler Fingerabdruck zugeschrieben, etwa ein Bildmuster, eine DNA oder eine bestimmte chemische Signatur. Das bisherige Standardverfahren setzte auf die Lesbarkeit von Maschine zu Maschine. Mit der nun möglichen Lesbarkeit von Maschine zu Objekt lassen sich bestehende Prozesse und individuelle Identifizierungsmerkmale, wie etwa der Scan des bekannten Data-Matrix- oder Barcodes, künftig mit Blockchain-Technologien verknüpfen. Dieses Verfahren kann die Sicherheit von Lieferketten noch weiter stärken und Produktfälschungen weiter vorbeugen. Das mag noch recht abstrakt klingen, ist jedoch alles andere als Zukunftsmusik.

Gastbeitrag von Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes forschender Pharma-Unternehmen (vfa)


INFO: Wie funktioniert eine Blockchain?

Vereinfacht gesagt ist eine Blockchain eine endlos erweiterbare Kette von Datensätzen. Diese sogenannten Blöcke sind Unikate, die chronologisch aufeinander aufbauen. Sie enthalten jeweils die verschlüsselte Information (wie ein digitaler Fingerabdruck) sowie einen Zeitstempel und Transaktionsdaten. Im Netzwerk aller Nutzer wird mit jeder Aktion ein neuer und dann unveränderbarer Datenblock generiert. Alle Blöcke gemeinsam sind nachvollziehbar über kryptografische Funktionen miteinander verkettet. Eine Information, die einmal in der Blockchain gespeichert ist, kann so zu ihrem Autor zurückverfolgt werden. Auch der Weg der Informationen und eventuelle Änderungen sind immer nachvollziehbar.

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Dieser Artikel ist im chemie report 04/2019 erschienen.

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