26. Mai 2014 | Bericht
Die Umsetzung der europäischen Chemikalienverordnung REACH beansprucht weiterhin viel Fachpersonal, Zeit und Geld in den deutschen Chemieunternehmen. Bei einer Infoveranstaltung mit rund 800 Firmenvertretern hat der VCI seine Mitglieder auf aktuelle Herausforderungen bei der Registrierungsarbeit hingewiesen. Die Unternehmen sollten zügig mit ihren Stoffregistrierungen im Mengenband von 1 bis 100 Tonnen pro Jahr beginnen. Die entsprechenden Dossiers müssen bis zum 31. Mai 2018 an die ECHA übermittelt werden.
Es war schon die insgesamt 12. große Infoveranstaltung zum Thema REACH, zu der der VCI seine Mitglieder Ende Mai nach Frankfurt eingeladen hatte. Aber das Interesse der Firmen war unverändert groß. Viele Teilnehmer kamen von mittelständischen Betrieben. So wurde einmal mehr deutlich, dass diese bei der REACH-Umsetzung derzeit besonders stark gefordert sind.
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Zu den Rednern der Veranstaltung zählte auch Dr. Andreas Herdina von der Chemikalienagentur ECHA. Als Botschafter für KMU konnte er sich aus erster Hand über die praktischen Probleme deutscher Betriebe informieren. |
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VCI-Geschäftsführer Dr. Gerd Romanowski wies Dr. Herdina und Dr. Klaus Berend von der EU-Kommission auf die besondere Situation des Chemie-Mittelstands hin: „KMU verfügen in der Regel nur begrenzt über eigene Experten. Sie sind daher auf Unterstützung durch Dienstleister und einfache übersichtliche Hilfen angewiesen, um Stoffregistrierungen erfolgreich durchführen zu können. Bisher sind nur wenige spezifische Hilfen verfügbar. Nicht zuletzt fehlen bei der ECHA direkte Ansprechpartner für die Unternehmen.“
Romanowski hob in seiner Begrüßungsrede auch die bisher geleistete Arbeit der deutschen Chemiebetriebe hervor. Mit anteilig 26 Prozent stammen die meisten der bisher in der EU eingereichten rund 40.000 REACH-Registrierungsdossiers aus Deutschland.
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Er sagte: „Alle beteiligten Unternehmen haben seit 2007 enorme Aufbauarbeit geleistet. So konnten bereits zwei Registrierungsphasen erfolgreich abgeschlossen werden.“ |
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Derzeit läuft bis zum 31. Mai 2018 die dritte von insgesamt drei REACH-Registrierungsfristen für Chemikalien in Europa.
Nach der Registrierung geht die Arbeit weiter
Die REACH-Umsetzung ist so schwierig wie nie. Immer mehr Stoffe werden von den Behörden als Kandidaten für das Zulassungsverfahren identifiziert. Die Aufnahme auf die Kandidatenliste und insbesondere die drohende Zulassungspflicht bedingt Kostensteigerungen und Wettbewerbsnachteile für die chemische Industrie in Europa. Außerdem besteht für Stoffe, die der Zulassungspflicht unterliegen, ein Substitutionszwang. Dabei sieht die REACH-Verordnung neben dem Zulassungsverfahren eine Reihe von anderen Optionen für ein wirkungsvolles Risikomanagement vor. Romanowski betonte für den VCI, dass vor dem Zulassungsverfahren unter Einbeziehung der betroffenen Unternehmen geprüft werden müsse, welche Risiko-Management-Option am besten geeignet sei.
Das Zulassungsverfahren war auch wichtiges Thema in den verschiedenen Praxisvorträgen des Tages.
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Als erster Firmenvertreter sprach Dr. Martin Kayser über die Erfahrung der BASF SE mit der REACH-Umsetzung. Er fragte, warum es keinen Prozess gebe, um Stoffe von der Kandidatenliste zu streichen, wenn sich ihre Aufnahme als unbegründet herausstellen sollte. |
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Dr. Martin Hostalek, Merck KGaA, berichtete aus der Praxis des REACH-Zulassungsverfahrens. Er rief die Teilnehmer auf, sich in den VCI-Gremien zu engagieren. Hier könnten gemeinsam praktikable Umsetzungsmöglichkeiten entwickelt werden, um sich in diesem Sinne gegenüber Politik und Behörden zu positionieren. |
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Sicherheitsdatenblätter sind zu kompliziert
Ein weiteres wichtiges Thema der Infoveranstaltung war die Kommunikation in der Lieferkette mit dem erweiterten Sicherheitsdatenblatt und den vielfältigen Expositionsszenarien. Diese stellt sich zunehmend als besonderes Problem unter REACH dar. Das gesetzliche Verfahren ist nach Ansicht von Experten zu komplex und zu aufwändig. Es besteht die Gefahr, dass notwendige Sicherheitsmaßnahmen von den Akteuren in der Wertschöpfungskette nicht mehr erkannt und verstanden werden. Im Rahmen einer sogenannten Roadmap der EU soll die Kommunikation jetzt optimiert werden. Dr. Erika Kunz, Clariant Produkte GmbH, erläuterte in ihrem Vortrag die diesbezüglichen Planungen der EU.
Als letzte Rednerin des Tages von Unternehmensseite sprach Karin Merkl, Merck KGaA, über aktuelle Entwicklungen beim Thema Einstufung und Kennzeichnung. Wichtigster Termin für die Mitgliedsunternehmen ist hier der 1. Juni 2015. Bis zu diesem Datum müssen die Etiketten, Sicherheitsdatenblätter und Kundeninformationen auf das neue CLP-System umgestellt werden.
Service für die Mitgliedsunternehmen des VCI:
Das Programm, die Teilnehmerliste und die Vorträge der Referenten finden VCI-Mitglieder auf der Serviceplattform "REACH und CLP" des VCI nach Login zum kostenlosen Download .
Die Teilnehmer an der Infoveranstaltung konnten sich auch vor Ort über die aktuellen Angebote der Service-Plattformen "REACH und CLP" und "Technische Regelwerke" informieren:
Kontakt
Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Kontaktperson
Dr. Michael Lulei
Abteilungsleitung Produktsicherheit, Internationale Chemikalienpolitik, Produkt- und Chemikaliensicherheit
- E-Mail: lulei@vci.de