Britisches Unterhaus stimmt gegen Austrittsabkommen
Chemie und Pharma brauchen dringend Übergangslösungen bei ungeordnetem Brexit
VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann appelliert: Brexit ohne Abkommen trotzdem noch verhindern ++ Übergangslösungen für chemisch-pharmazeutische Industrie bei ungeordnetem Brexit aushandeln.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann, bedauert die Ablehnung des Brexit-Abkommens durch das britische Parlament: „Durch das Votum stehen wir jetzt hart an der Abbruchkante zum ungeordneten Brexit. Ich hoffe sehr, dass die britische Politik trotz der aufgeheizten Stimmung noch eine Möglichkeit findet, den Worst Case zu verhindern. London und Brüssel müssen jetzt im Gespräch bleiben.“
Chemie-Branche braucht spezielle Übergangslösungen
Da die Gesetzgebung für chemische Stoffe und Produkte weitgehend europäisch harmonisiert ist, hätte ein ungeordneter Brexit große Nachteile für die Branche. Als Beispiel führt Tillmann die EU-Chemikalienverordnung REACH an: „Im Fall eines ungeordneten Brexit dürfen chemische Stoffe, die im Vereinigten Königreich für den Vertrieb in der EU registriert wurden, nach dem Austritt nicht mehr ohne Weiteres in der EU verkauft werden. Das hätte gravierende Auswirkungen auf die Lieferketten.“ Um dies zu verhindern, sollten Registrierungen von Firmen mit Sitz in Großbritannien vorübergehend einseitig in der EU anerkannt werden, appelliert Tillmann an die EU-Kommission.
Tillmann weist zwar darauf hin, dass sich die Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie seit Monaten intensiv auf den Brexit vorbereiten. Er schränkt aber ein: „Durch einen ungeordneten Brexit würde eine so komplexe Situation entstehen, dass sich Unternehmen unmöglich für alle Eventualitäten wappnen können.“
Großbritannien achtgrößter Handelspartner der Branche
Das Vereinigte Königreich ist der achtgrößte Handelspartner der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Deutsche Unternehmen exportierten 2018 nach Schätzung des VCI Produkte im Wert von 10,2 Milliarden Euro nach Großbritannien und importierten chemische Erzeugnisse für 5,8 Milliarden Euro von der Insel (gesicherte Daten für 2017: siehe Mehr-zum-Thema-Links).
Infografik
Chemie- und Pharmaindustrie in Deutschland und Großbritannien sind eng miteinander verzahnt, wie unsere animierte Infografik aus dem VCI-Politikbrief „Handel(n)" zeigt:
Diese Grafik steht Ihnen in druckfähiger Qualität im Download-Bereich im Kopf dieser Seite zur Verfügung („Ergänzende Downloads")
- Der Brexit und die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie - Daten und Fakten
- VCI-Politikbrief „Handel(n)" mit den wichigsten Infos zum Brexit auf Seite 7
- Die wichtigsten Argumente und Positionen des VCI, flankiert von Daten und Fakten, zum Thema „EU-Handelspolitik für offene Märkte und internationale Regeln"
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