Aktivitäten des VCI NRW Aktionsbündnisses Verkehrsinfrastruktur

Chemieindustrie mahnt: Drohender Verkehrsinfarkt am Wesel-Datteln-Kanal

19. März 2019 | Bericht

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Die transportintensive chemische Industrie ist auf moderne und verlässliche Infrastruktur angewiesen. Gerade auch auf den effizientesten Weg des Transports – die Wasserstraße.

Festmacher an der Schleuse
Festmacher an der Schleuse

Die maroden Wasserwege in NRW - bröckelnde Schleusen, verrostete Poller - beeinträchtigen deswegen massiv den reibungslosen Ablauf in der Logistikkette und gefährden so die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Nordrhein-Westfalen.

Besonders dramatisch ist die Situation am vielbefahrenen Wesel-Datteln-Kanal. Hier werden jährlich normalerweise bis zu 20 Millionen Tonnen an Gütern bewegt. Doch der Kanal von 1930 ist lange vernachlässigt worden und mittlerweile ein „Pflegefall“. Im Jahr 2018 sank die Kapazität um 50%, weil defekte Nischenpoller nicht mehr genutzt werden konnten und so die Möglichkeit der Doppelschleusung von Binnenschiffen wegfiel. Mittlerweile sind als Notfalllösung „Festmacher“ eingesetzt – Arbeiter, die im Dreischichtbetrieb die Schiffe beim Sichern während des Schleusenvorgangs unterstützen. Dafür mussten an allen sechs Schleusen im Wesel-Datteln-Kanal jeweils 30 Betonblöcke à vier Tonnen aufgestellt werden, die mit Stahlträgern und Sicherungsleinen die Arbeit der Festmacher erst ermöglichen. Ein gigantischer Aufwand für ein Provisorium.

Video zum Wesel-Datteln-Kanal

Aktuelle Situation Wesel-Satteln-Kanal 4:43 min © VCI NRW

Mit dieser Übergangslösung kann ein Teil der ursprünglichen Kapazität des Kanals wiederhergestellt werden. Es ist jedoch kein Beitrag zur dringend nötigen umfänglichen Sanierung und Modernisierung.

Im Rahmen einer Landespressekonferenz im März 2019 zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. und dem Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen e.V. hat das VCI NRW Aktionsbündnis Verkehrsinfrastruktur auf die kritische Lage hingewiesen. Die klare Botschaft der drei Verbände: Es ist 5 vor 12.

Auch ein Totalausfall durch einen Schleusendefekt mit katastrophalen Folgen für die regionale und überregionale Wirtschaft ist nicht mehr auszuschließen. Denn alternative Wege für die Güter gibt es nicht. Straßen und Schienenwege in NRW sind überlastet und teils ähnlich marode. Die Wasserwege in Deutschland sind eine Bundesangelegenheit. Das VCI NRW Aktionsbündnis hat sich deswegen vorgenommen, die deutliche Forderung nach einem Gesamtkonzept auch im Schulterschluss mit weiteren NRW-Akteuren nach Berlin zu richten:
  • Wir brauchen die umgehende Sanierung der bestehenden Infrastruktur, um den Betrieb vollständig aufrechtzuerhalten.
  • Es muss parallel unverzüglich damit begonnen werden den Wesel-Datteln-Kanal zukunftsfest zu ertüchtigen, durch den unverzüglichen Beginn der Planungs- und Baumaßnahmen für Ersatz-Neubauten, Verbreiterungen und Brückenerhöhungen. Dafür ist ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen.
  • Wir benötigen einen Plan B im Fall eines vorzeitigen Ausfalls (Alternativrouten unter Einbeziehung alternativer Verkehrsträger, Bereithalten von Ersatzteilen). Diese Maßnahmen müssen mit einem klaren Zeitplan hinterlegt sein und die Fortschritte über jährliche Berichte transparent und nachvollziehbar gemacht werden.
Abwarten ist jedenfalls keine Option mehr – sonst fällt die Wirtschaft ins Wasser.

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 Jan-Peter Hinterlang

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Jan-Peter Hinterlang