29. Juni 2016 | Bericht
Industrie 4.0 und Digitalisierung sind in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Thema in der Wirtschaft geworden. Sie waren daher einer von zwei Schwerpunkten beim sechsten VCI-Mittelstandstag Ende Juni 2016 in Frankfurt. Bei der Veranstaltung ging es außerdem um Innovationsprozesse in mittelständischen Unternehmen.


Ein US-Hersteller von Landmaschinen produziert Ersatzteile nicht mehr auf Vorrat, sondern bei Bedarf mit dem 3D-Drucker. Gleiches plant ein deutscher Sportartikel-Hersteller für Sohlen von Turnschuhen, die in einer automatisierten Fabrik produziert werden. Mit diesen Beispielen zeigte Sven Mandewirth, Camelot Management Consultants, beim diesjährigen VCI-Mittelstandstag, wie die Industrie sich derzeit wandelt. Er war der erste Redner, nachdem VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann und Reinhold von Eben-Worlée, Vorsitzender des VCI-Ausschusses Selbständiger Unternehmer, die rund 100 Teilnehmer begrüßt hatten.
Wenn andere Branchen sich durch Digitalisierung ändern, ist die Chemie als Vorlieferant von dieser Entwicklung auch betroffen. Mandewirth zeigte, wie digitale Prozesse das Chemiegeschäft positiv beeinflussen können. Sie ermöglichen einerseits eine schnellere Reaktion auf globale Nachfrageverschiebungen. Vor allem aber würden in den nächsten 20 Jahren Hersteller und Abnehmer in der Industrie ohne Zwischenhändler miteinander in Kontakt treten. Das eröffne Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, so Mandewirth.
Digitalisierung ernst nehmen

In einer Podiumsdiskussion schilderte Geschäftsführerin Sabine Herold, wie Digitalisierung beim Klebstoffhersteller DELO gesehen wird. Sie riet den Anwesenden: „Nicht verrückt machen lassen, aber sich mit Digitalisierung beschäftigen.“ DELO unternehme kleine Schritte, habe ein abteilungsübergreifendes Team, um Ideen für bessere Abläufe zu entwickeln, und teste regelmäßig die eigene IT auf Schwachstellen.

Stefan Cornelissen ging anschließend auf die Digitalisierung bei Evonik Industries ein. Das Unternehmen schaut sich Produkte, Prozesse, Geschäftsmodelle und die Bedeutung der Digitalisierung für die Menschen systematisch an. Über konkrete Verbesserungen in den Abläufen werde das Schlagwort „Digitalisierung“ für die Mitarbeiter erlebbar.

Bei allem darf die IT-Sicherheit aber nicht zu kurz kommen. Klaus Jochem, Bayer Technology Services, riet den Teilnehmern, zügig mit ihrer Geschäftsstrategie 4.0 zu beginnen, parallel aber auch eine Risikoanalyse einzuleiten. Gerade bei der IT-Sicherheit sei der Handlungsbedarf groß, da moderne Steuereinheiten für Industrieanlagen oft mit W-LAN ausgestattet seien. Sie können damit über das Internet angesteuert werden. Auch die Schwachstelle „Mensch“ stellte Jochem heraus: „Weisen Sie Ihre Mitarbeitern auf Risiken hin, auch wenn Sie nicht digitalisieren möchten. Sonst schieben sie am Ende Ihre Firmendaten auf Dropbox, und Sie bekommen davon nichts mit.“
Neue Ideen entwickeln

Wie steht es um die Innovationsfähigkeit in mittelständischen Unternehmen? Am Nachmittag stellte Juan Rigall von der Beratungsfirma Santiago Schlussfolgerungen für den Mittelstand auf Basis der jüngsten VCI-Innovationsstudie für die Chemieindustrie vor. Diese hatte Ende 2015 die innerbetriebliche Innovationskultur als größtes internes Hemmnis für neue Entwicklungen in der Chemiebranche identifiziert. Als Ursachen nannte die Studie eine zu hohe Zahl an Projekten in den Unternehmen, innerbetriebliche Bürokratie und lange Entscheidungswege. Rigall gab den Teilnehmern Tipps, wie sie die Innovationsprozesse in Ihren Unternehmen ändern können.
Lösungsvorschläge aus der Praxis gab es aber auch von zwei Chemie-Mittelständlern, die in den letzten beiden Jahren jeweils einmal den Preis „TOP 100“ als innovatives Unternehmen in Empfang nehmen konnten.

Sabine Herold, DELO, riet den Teilnehmern: „Ich muss verstehen, was der Kunde benötigt und wie ich die eigenen Produkte daran anpassen kann.“

Timm Wiegmann, Geschäftsführer bei Alberdingk Boley, schilderte, wie eng Produktentwickler in seinem Unternehmen mit den Kunden zusammenarbeiten, um Lösungen für deren Bedürfnisse entwickeln zu können. Vor allem aber riet er: „Streichen Sie das Wort ‚Sparen‘ aus ihrem Sprachgebrauch. Damit können Sie Ihre Mitarbeiter nicht begeistern.“
Die weiteren Teilnehmer der Panel-Diskussion
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Die Gastgeber
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Kontaktperson
Martin Stuhl
Mittelstandsbeauftragter, Messen, Exportkreditversicherung
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